Zoo Helsinki

Die ganze Welt auf einer Insel.

Allein die Lage des Zoos von Helsinki ist etwas ganz besonderes. Er liegt auf einer Schäre in der Ostsee im Hafen von Helsinki und man kann mit einem Boot direkt vom Marktplatz von Helsinki aus hinüber fahren. Diesen Weg hatten wir auch bei unserem ersten Besuch in Helsinki im Jahr 2003 gewählt. Doch als wir im Juni 2009 ein zweites Mal den Zoo besuchten, lud das Wetter wirklich nicht zu einer Schiffstour ein. Am Tag davor hatte es den ganzen Tag geregnet, der Niederschlag hatte zwar aufgehört, aber der Himmel war immer noch bedeckt und für Juni war es unangenehm frisch. Also stellten wir unser Auto auf dem Zooparkplatz am Rand des Mustikkamaa Naherholungsgebiets ab und wanderten hinüber zu der Brücke, die die Insel Korkeasaari mit dem Festland verbindet. Am Rand des Weges stehen Holzplastiken von in Finnland einheimischen Tieren, die schon neugierig auf die lebendigen Bewohner der Zooinsel machen.

Im Zoo Helsinki

So ein Zoo, der die Fläche einer kompletten kleinen Insel – rund 22 Hektar – einnimmt, ist schon durch seine Lage etwas Einzigartiges. So bestimmt auch die Landschaft, die typischen buckligen Felsen, den Charakter des Zoos. Das woran ich mich noch von unserem ersten Besuch gut erinnerte, waren die vielen Weißwangengänse und Sturmmöwen, die ganz freiwillig den Zoo von Helsinki bewohnen und hier ihre Jungen aufziehen. Auch bei unserem diesjährigen Besuch sind uns viele von ihnen über den Weg gelaufen.

Weißwangengänse im Zoo Helsinki Sturmmöwe im Zoo Helsinki

Weißwangengans Küken im Zoo Helsinki Sturmmöwenküken im Zoo Helsinki

Aber neben diesen freiwilligen Zoobewohnern gibt es natürlich auch jede Menge exotischer Tiere zu bewundern. Der Zoo wirbt mit dem Spruch: „Die ganze Welt auf einer Insel.“ So kann man hier Tiere von allen Kontinenten sehen. Rund 150 verschiedene Tierarten werden hier gehalten. Besonders bekannt ist der Zoo in Helsinki für seine Schneeleoparden Zucht, diese Tiere schmücken auch das Wappen des Zoos. Bis 2006 wurden hier 116 Jungtiere aufgezogen und überall in Europa kann man in den Zoos Schneeleoparden finden, die in Helsinki geboren wurden oder deren Vorfahren aus Helsinki stammen. Und auch die über 1000 verschiedenen – teilweise seltenen – Pflanzenarten bereicherten unsere Zoosafari.

Schneeleopard im Zoo Helsinki

Bei unserem Besuch 2009 wurde der Zoo Helsinki gerade den 120 Jahre alt und so erinnerten überall im Zoo Informationstafeln an seine lange Geschichte. Bereits im 16. Jh. schenkte der König von Schweden die Insel Korkeasaari den Bewohnern von Helsinki. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie zum Weiden der Tiere, Lagern von Holz und schließlich sogar von Schießpulver genutzt, bis hier 1883 ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung Helsinkis eingerichtet wurde. Zu Beginn des 19. Jh. war die Schäre schon ein beliebtes Ausflugsziel für die Menschen aus Helsinki gewesen, bevor 1855 während des Krimkriegs hier ein Schießpulvermagazin gebaut wurde und die Insel für die Öffentlichkeit geschlossen wurde. Von 1865 an durften die Bürger Helsinkis ihren Picknickplatz wieder nutzen, den sie mit zwei Dampfbooten direkt vom Marktplatz aus erreichen konnten. Es gab eine Bierbude und auf dem Rasen wurden Tanzveranstaltungen organisiert. Der Besitzer der Bierbude Nikolajef erhielt eine Lizenz, ein Restaurant zu eröffnen und bald erweiterte der geschäftstüchtige Wirt sein Angebot. Bald gab es ein Karussell, eine Kegelbahn, einen Tanzboden, Schaukeln und einen Billardtisch.

Im Zoo Helsinki

Manchmal allerdings lief das Amüsement vollständig aus dem Ruder. Der Alkohol floss in Strömen und Soldaten mussten den Polizisten zur Hilfe eilen, um auf Korkeasaari für Recht und Ordnung zu sorgen. Die Insel hatte bald einen schlechten Ruf und so griff die Stadtverwaltung ein und verpachtete sie an Helsingin Anniskeluyhtiö (die heutige Alko), eine Firma die alkoholhaltige Getränke herstellte, die hier einen öffentlichen Park einrichtete. Wege wurden angelegt, Blumen Beete geschaffen, Bäume und Sträucher angepflanzt. Es entstand ein neues Restaurant, Pavillions wurden errichtet. Im Jahr 1884 beschreibt die Zeitung Hufvudstadsbladet die Sommer Idylle auf Korkeasaari. Es gab überall Kinder mit nackten Füßen am Ufer der Insel, einige spielten mit Enten und Erpel, einige angelten nach Laub und andere ließen Spielzeugboote aus Pinienrinde zu Wasser. Ihre Mütter waren mit dem Lunchpaket beschäftigt, während die Väter die Kaffeekannen auf dem offenen Feuer bewachten. „Endlich hat die Arbeiterklasse von Helsinki etwas, dass sie sich seit langem gewünscht hat – einen Ort, wo sie ihre Mußestunden ohne Druck und in einer angenehmen Art und Weise mit Freunden und Familie an schönen Sommertagen verbringen kann,“ verkündete der Editor. Er beendete seinen Artikel mit der Feststellung, dass Korkeasaari wirklich eine Bereicherung für die Stadt und die Arbeiterklasse  und hoffentlich auch ein profitables Geschäft für Anniskeluyhtiö geworden war.

Im Zoo Helsinki Im Zoo Helsinki

Im Zoo Helsinki Im Zoo Helsinki

Wenige Jahre nach der Fertigstellung des Restaurants entstand die Idee, auch Tiere auf der kleinen Schäre zu zeigen. Zwei Falken in einem Käfig gab es schon auf der Insel und sie erhielten viel Aufmerksamkeit. So wurde ein Sekretär der Firma Anniskeluyhtiö beauftragt, sich in den Zoos von Stockholm und Kopenhagen umzuschauen und einen Bericht zu erstellen, was nötig war, um auch in Helsinki einen kleinen Zoo zu gründen. Die Stadtväter waren sofort Feuer und Flamme für die Idee, man dachte, dass es für die Familien aus der Arbeiterklasse und den ärmeren Schichten der Bevölkerung eine unterhaltsame und auch lehrreiche Einrichtung sein würde. Allerdings gab es eine heftige Auseinandersetzung, die nur um Haaresbreite zugunsten des heutigen Standortes fiel. Der alternative Platz zwischen Alppila und Pasila trägt heute noch den Namen Eläintarha, was auf Finnisch Zoo bedeutet.

Schneeziegen in Zoo Helsinki

Der Zoo von Helsinki wurde 1889 gegründet. Man feierte also bei unserem Besuch im Juni 2009 gerade das 120 jährige Bestehen. Tiere konnte man auf Korkeasaari allerdings schon vorher sehen. Der Zoo erhielt so viele Tiere von Privatpersonen angeboten, dass man in der Zeitung inserieren musste mit der Bitte, keine weiteren Tiere mehr in den Zoo zu bringen, da man mit dem Bau der notwendigen Tieranlagen nicht schnell genug nachkam. Die Gestaltung der Tiergehege war die Aufgabe namhafter Architekten und noch heute erinnern die Bärenburg und die ehemalige Anlage der Eisbären an diese Zeit, auch wenn sie nicht mehr von Bären bewohnt sind.

Pfau im Zoo Helsinki

Der Zoo erhielt die ersten Braunbären 1888 und 1890 ein Eisbärjungtier. Seine Mutter war von einem Jäger erschossen worden und er hatte das Jungtier eingefangen und es nach Korkeasaari gebracht. Der Park des Zaren in Gattschina in Russland schenkte dem neuen Zoo Waldrentiere und Gold-und Silberfasane. Die meisten exotischen Tiere stammten von Matrosen und Kapitänen, aber auch die Finnischen Emigranten hatten ihre Heimat nicht vergessen und schickten Tiere aus ihrer neuen Heimat nach Finnland. Der Goldschmied Carl Fabergé aus Sankt Petersburg zum Beispiel, der finnische Verwandte hatte, gab dem Zoo ein Kamel.

Braunbär im Zoo Helsinki

Während des Ersten Weltkrieges wurde das Futter im Zoo knapp und man konnte die Tiersammlung nicht weiter vergrößern. Es war schon schwierig genug, die vorhandenen Tiere zu ernähren. Als 1919 in Finnland jeglicher Alkohol verboten wurde, war die Firma, die den Zoo gepachtet hatte, pleite und konnte den Zoo nicht mehr unterhalten, so übernahm die Stadt Helsinki den Tiergarten. So dauerte es bis 1930, bis wieder die ersten neuen Tieranlagen gebaut werden konnten. 1935 konnte die neue Löwenanlage eingeweiht werden, in der heute Paviane leben. Dann sorgte der Zweite Weltkrieg erneut dafür, dass die Entwicklung des Zoos gebremst wurde. Wenigstens wurde kaum etwas während der Luftangriffe auf Helsinki beschädigt und so erging es dem Zoo in Helsinki besser als vielen anderen Tiergärten in Europa. Nach dem Krieg entstand eine neue Bärenburg, die zur Olympiade 1952 eingeweiht werden konnte. Ein Affenhaus wurde 1956 fertig gestellt und 1964 wurde das erste Katzental eröffnet.

Im Zoo Helsinki

Seit 1974 die erste provisorische Brücke errichtet wurde, ist der Zoo das ganze Jahr erreichbar. Die Brücke, über die wir zu der Zooinsel gelangt waren, stammt aus dem Jahr 2004.

In den letzten Jahren sind einige neue Tierhäuser errichtet worden und alte Anlagen wurden modernisiert. So ist der Zoo von Helsinki ein moderner Tiergarten mit großzügigen Tieranlagen, die einen Vergleich mit anderen Tiergärten in Europa nicht scheuen muss. Die Braunbären hatten zur Feier des Zoojubiläums ein neues Gehege bekommen, in dem sie viel Platz haben. Nebenan sollten bald die Wölfe einziehen, deren Gehege war schon fast fertig. Und eine neue große Voliere neben der neuen „Bärenburg“ war gerade von zwei Steinadlern bezogen, während an der Grünanlage, die ihr neues Zuhause umgibt, noch gearbeitet wurde.

Braunbär im Zoo Helsinki

Um die Mantelpaviane, die jetzt die umgebaute ehemalige Löwenanlage bewohnen, hat es 2004 eine kontroverse Diskussion in der gegeben. Da das Haus der Affen dringend renoviert werden musste, plante man, vorher die Affen an einen anderen Zoo abzugeben und nach der Renovierung Japanmakaken zu halten, die besser an das Klima in Helsinki angepasst sind und auch im finnischen Winter die Außenanlagen benutzen können. Man hat in den letzten Jahren in Helsinki vermehrt darauf geachtet überwiegend Tiere zu halten, die das ganze Jahr über auch draußen gehalten werden können. Doch es wurde kein anderer Zoo gefunden, der bereit war, die Paviangruppe, die aus 13 Tieren bestand, aufzunehmen, und es musste eine Lösung gefunden werden, um das Affenhaus renovieren zu können. Schließlich wurde über die Möglichkeit nachgedacht, die Tiere einzuschläfern. Dies führte zu einem heftigen Disput in den Medien. Als 30.000 Menschen in Finnland eine Petition unterzeichneten und eine Werbeagentur in einer wichtigen finnischen Zeitung eine ganzseitige Anzeige schaltete, die sich dafür einsetzten, dass der Mantelpavian Repe, der 1982 in Helsinki geboren war, und seine Gruppe weiter leben sollten, erklärte sich der Zoo mit einer anderen Lösung einverstanden. Die Affen zogen in ein Ausweichquartier und es konnten 728 000 € gesammelt werden, um ihre Anlage zu erneuern.

Mantelpaviane im Zoo Helsinki

2005 kehrten Repe und sieben überlebende Affen aus ihrem Exil in die neue Anlage zurück. Und wir konnten uns bei unserem Besuch überzeugen, dass sie sich auf ihrem felsigen Hang, wo sie drinnen und draußen viel Platz haben, wohl fühlten.  Repe und ein weiterer 28 Jahre alter Pavian, Saimi, mussten am 7. Dezember 2010 eingeschläfert werden, weil sich ihr Gesundheitszustand sehr verschlechtert hatte. Er hatte vorher schon seinen Status als Boss der Gruppe an ein jüngeres Männchen verloren, dessen Namen der Zoo sich weigert der Öffentlichkeit mitzuteilen. So will man verhindern, dass wieder einer der Paviane zu viel öffentliche Aufmerksamkeit erhält. Die wurde auch bei Repes Ableben erregt, viele finnische Zeitungen widmeten ihm einen langen Nachruf. 1990 war er der Boss einer Gruppe von 30 Pavianen gewesen, nun leben nur noch fünf Mantelpaviane im Zoo von Helsinki. Man plant nun, die Haltung der afrikanischen Affen auf natürlichem Wege auslaufen zu lassen.

Indischer Löwe in Zoo Helsinki

Im „Tal der Katzen“ leben die Raubkatzen des Zoos in großen naturnah gestalteten Tieranlagen. Neben Asiatischen Löwen, Sibirischen Tigern, Amur Leoparden und Eurasischen Luchsen, gibt es hier auch ein Gehege mit Roten Pandas, die sich aber nicht sehen ließen. Bei den Löwen war Siesta angesagt, während der männliche Tiger unruhig durch seine dicht bewachsene Anlage streifte. Gerade die Raubkatzenanlagen in Helsinki haben uns besonders gut gefallen. Sie liegen an einem Hang und sind mit vielen Pflanzen bewachsen und mit Felsen und Baumstämmen gestaltet.

Sibirischer Tiger im Zoo Helsinki

Gleich mehrere Gehege bewohnen die Wappentiere des Zoos, die Schneeleoparden. Die meisten von ihnen dösten in ihren felsig gestalteten Anlagen, doch in einem Gehege waren zwei noch recht junge Tiere, die uns eine tolle Show boten. Zuerst beobachtete einer zwei Gärtner, die in dem Beet vor dem Gehege arbeiteten. Dann startete er einen Angriff auf sie, doch als sie sich nicht in die Flucht schlagen ließen, war seine Partnerin im Gehege dran. Es wurde angeschlichen, gefaucht und Nachlaufen gespielt. Es machte viel Freude zuzuschauen.

Schneeleopard im Zoo Helsinki Schneeleopard im Zoo Helsinki

Schneeleopard im Zoo Helsinki Schneeleopard im Zoo Helsinki

Besonders viel Spaß hat mir ein Guanako gemacht, das ganz oben auf dem Felsbuckel wohnt. Also quasi das Gehege mit der besten Sicht auf Helsinki hat. Es sah recht selbstbewusst und stolz aus und posierte gravitätisch auf einem dicken Stein für mich.

Guanako Im Zoo Helsinki

Es gibt zwei Tropenhäuser auf Korkeasaari mit Tieren aus Südamerika und Afrika und ein Haus mit Vögeln, die den Wald bewohnen. In den Tierhäusern leben kleine Tierarten, denen man in den Häusern ein tiergerechtes Klima bieten kann. Im Afrikahaus sind das z. B. Kurzohrrüsselspringer, Zwergmangusten und Ägyptische Landschildkröten, die vom Aussterben bedroht sind und bei denen der Zoo an einem EEP teilnimmt. Besonders gefallen hat uns die große Famile der Zwergmangusten. Zahlreich quirlige Jungtiere wieselten durch die felsige Anlage.

Zwergmangusten im Zoo Helsinki

Im Südamerikahaus konnten wir u. a. Hyazinth Aras, Agutis, Weißgesichts Makis, Goldene Löwenäffchen und blaue Giftfrösche und grüne Schlangen bewundern. Lange schauten wir trotz des tropisch feuchten Klimas im Haus den Primaten in ihren Anlagen zu, die unser fotografisches Können auf eine harte Probe stellten.

Weißkopfsaki im Zoo Helsinki Schlange im Zoo Helsinki

Vielfraß im Zoo Helsinki Przewalski-Pferd im Zoo Helsinki

Draußen gab es in einem großes Gehege einem sehr aktiven Vielfraß und in einem anderen ziemlich faulen Takine. Przewalski-Pferde fraßen genüsslich ihr Heu und junge Steinbock spielten auf runden Felsbuckeln. Otter, Biber und Wisente repräsentieren Europa und Australien ist mit Kängurus vertreten. Man kann sich problemlos einen ganzen Tag auf der Insel aufhalten und dabei neben den Tieren aus aller Welt auch einen schönen Blick auf die finnische Hauptstadt genießen.

Helsinki

Die Informationen habe ich hier gefunden:

http://www.korkeasaari.fi/en/services/visitorinformation
http://www.hs.fi/english/article/Korkeasaari+zoo+veteran+is+no+more/1135262526716
http://fi.wikipedia.org/wiki/Korkeasaari
http://fi.wikipedia.org/wiki/Repe_(paviaani)
http://omakaupunki.hs.fi/paakaupunkiseutu/uutiset/korkeasaaren_repe-paviaani_lopetettiin/
http://www.mtv3.fi/uutiset/kotimaa.shtml/2010/12/1240938/korkeasaaren-repe-paviaani-lopetettiin

Mehr Bilder aus dem Zoo von Helsinki, von den freiwilligen Gästen des Zoos und den Schneeleoparden

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