Marwell Wildlife

John Knowles Tierpark mit der Mission der Arterhaltung

Der Tierpark Marwell Wildlife liegt in der Nähe der Ortschaft Owslebury rund 12 Kilometer südlich von Winchester in der englischen Grafschaft Hampshire. Er gehört der Wohltätigkeitsorganisation gleichen Namens, die ihn auch betreibt. Auf 57 Hektar werden rund 1.200 Tiere aus etwa 135 Arten gehalten.

John Knowles gründete den Zoo, der 1972 unter dem Namen „Marwell Zoological Park“ eröffnet wurde.  Es war einer der ersten Zoos in Europa, der seinen Schwerpunkt auf den Artenschutz setzte. Er engagierte sich von Beginn an an In-situ-Artenschutzprogrammen mit einem besonderen Focus auf Afrika.

Wir haben den Zoo schon einige Male besucht. Das letzte Mal im September 2016.

Ich beabsichtige, dem Tierpark einige Artikel zu widmen und diese dann hier zu sammeln, um einen Eindruck von unserem Besuch zu vermitteln. Zwei „Kapitel“ gibt es bisher.

Wild Explorers

 

Im Juli 2015 wurde „Wild Explorers“, die jüngste Anlage von Marwell Wildlife, eröffnet. Sie beherbergt drei besondere Tierarten, für deren Erhalt sich der Zoo auch in ihrem natürlichen Lebensraum einsetzt: Südliche Breitmaulnashörner, Säbelantilopen und Grevyzebras. Zusätzlich bewohnen Strauße die Anlage, die mit 4 Hektar die bei weitem größte in der Geschichte des Zoos ist. Insgesamt 3,6 Mio. Pfund (4 Mio. Euro) kostete ihre Realisierung.

Im Jahr 2012 beauftragte Marwell Wildlife das Architekturbüro Terence O’Rourke einen Masterplan für den Zoo zu entwickeln. Wild Explorers ist erste Anlage, die im Rahmen dieses Masterplans verwirklicht wurde. In einem Zeitraum von 10 Jahren sollen insgesamt 17 Mio. Pfund (19 Mio. Euro) investiert werden, um verbesserte Anlagen für die Tiere und ein intensiveres Erlebnis für die Besucher herzustellen. Die nächsten Projekte, die 2017 realisiert werden sollen (Eröffnung Ostern 2018), sind ein Tropenhaus und eine Biogasanlage, die das Haus beheizen und mit dem Mist der Tiere betreiben werden soll. Ziel des Tierparks ist es von 2020 an CO2 neutral zu arbeiten.

Wir kannten die Anlage noch nicht, hatten aber einiges darüber gelesen und waren so neugierig, wie sie wohl aussehen würde. Der Weg, der uns zum Eingangsgebäude von Wild Explorers führte, liegt von der Hauptanlage versteckt und der Eingang erschien eher unaufdringlich. Laut Beschreibung soll er das Gefühl erwecken, dass man in eine neue und unbekannte Region eindringt, die entdeckt werden soll. Fünf Zonen nehmen dann die Besucher mit auf eine Entdeckungsreise.

Überhaupt ist in den diversen Informationen zu der neuen Anlage viel von „Erlebnis“ (experience) und „Atmosphäre“ (atmosphere) die Rede. Ich bin nicht unbedingt ein Fan solcher „Erlebnisarchitektur“, die meist eher an einen Vergnügungspark erinnert, als an eine zoologische Einrichtung und die auch nicht so recht zu dem Tierpark in der Nähe von Winchester mit seinen großen naturnahen Anlagen passen würde. Mir genügt es, wenn ich Tiere in einer Anlage beobachten kann, die ihren Bedürfnissen gerecht wird und möglichst natürlich gestaltet ist. Doch ich muss zugeben, dass es mit der Licht- und Toninstallation in dem ersten Gebäude von Wild Explorers gelungen ist, einen Wow-Effekt zu erzielen, der zu einem längeren Verweilen und genauerem Hinsehen einlädt. Außerdem ist die Umsetzung des Erlebnischarakters in Marwell im Wesentlichen ohne bunte, an Disney Land erinnernde Elemente gelungen.

Mit dem Einsatz von viel moderner Klang-, Licht- und Videotechnik soll eine Atmosphäre geschaffen werden, die den Besucher in eine afrikanische Savanne versetzt. Auf zwei fast bis zur Decke reichenden, 3,5 m langen Videowänden, die leicht schräg gestellt einander gegenüberstehen, werden vorproduzierte Videosequenzen der drei bedrohten Tierarten, die in der Anlage gehalten werden, gezeigt. In dem Außengehege sind Videokameras installiert, deren Live-Aufnahmen zwischen den Videosequenzen eingefügt werden können, sodass die Zoobesucher nicht verpassen, wenn draußen etwas Spannendes geschieht.

Der Weg der Besucher durch den Raum führt zwischen den Videowänden hindurch auf mehrere effektvoll beleuchtete Glaswände zu, auf die Schattenrisse von Bäumen der afrikanischen Savanne gedruckt sind. Die Geräusche einer Savanne aus Lautsprechern vervollständigen die Szenerie. An den Wänden informieren großformatige Plakate über die Erfolge des Naturschutzes, die Biologie und den Lebensraum der drei Arten, in erster Linie mit Fotos oder graphischer Darstellung und nur wenig Text.

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Hinter den Glaswänden gelangten wir durch eine sich automatisch öffnende Schiebetür nach draußen auf einen erhöht verlaufenden Holzsteg, von dem aus man einen freien Blick auf das Gehege hat. Ein „Wasserloch“ mit einem Lkw, der scheinbar in es hinein gefahren ist, grenzt an das hintere Ende dieses Weges entlang des Geheges. (Ein Autowrack am Gehege scheint ein unverzichtbares Element in modernen Tieranlagen zu sein.)

Von hier aus hat man einen freien Blick auf die gesamte Außenanlage. Sie liegt an einem Hang, ist leicht hügelig gestaltet. Bäume bieten Schatten. Es gibt Bereiche mit hohen Gräsern und andere mit niedrigen Grasflächen. Bei der Landschaftsgestaltung ging es den Architekten darum, eine afrikanische Savanne möglichst gut zu imitieren und gleichzeitig die Regularien des Naturschutzes in Hampshire zu beachten. (Der Marwell Zoo liegt im South Downs Nationalpark.) Doch bei freundlichen Herbstwetter erschien uns die Landschaft mit kräftigen Grüntönen doch eher typisch englisch. Bei unserem Besuch hielten sich die meisten der Bewohner in einiger Entfernung des Besuchersteges auf. Die Säbelantilopen lagen im hohen Gras, die Nashörner und Zebras grasten verteilt über die gesamte Anlage.

Bei der Eröffnung lebten auf der Anlage zwei Breitmaulnashörner, sechs Grevyzebras und elf Säbelantilopen. Mittlerweile sind es ein paar mehr geworden. Die zwei weiblichen Breitmaulnashörner Sula und Kiri, beide damals 29 Jahre alt, haben im Oktober 2015 männliche Gesellschaft bekommen. Allerdings sehr junge. Jabari wurde 2013 im Dublin Zoo geboren und so wird es wohl noch einige Jahre dauern, bis es auf der neuen Anlage Nachwuchs bei den Nashörnern geben wird. (Männliche Breitmaulnashörner werden mit 10 bis 12 Jahren geschlechtsreif.) Damit es in der Zukunft dann auch wirklich mit dem Nachwuchs klappt, zog im Frühjahr 2016 ein junges Weibchen in dem Zoo ein, Pembe, die 2013 im Colchester Zoo zur Welt kam.

Foto: Marwell Wildlife

Foto: Marwell Wildlife

Für das erste Jungtier, das in den Wild Explorers geboren wurde, sorgte Grevyzebra Nafeesa. Sie brachte am 3. Juni 2016 eine Tochter zur Welt, die Safiya getauft wurde. Und im Juli 2016 wurden dann auch zwei Säbelantilopen geboren.

Bei unseren Besuch hielten sich bis auf Nashornkuh Sula alle Bewohner der Anlage weit weg vom Besuchersteg entfernt auf, sodass wir zunächst keines der Jungtiere entdecken konnten. Später bekamen wir die Chance, von der anderen Seite der Anlage dann doch noch Nafeesa mit Safiya beobachten zu können.

An dem Geländer des Steges sind Informationstafeln angebracht, die z.B. erklären, wie Forscher in der Wildnis einzelne Individuen unterscheiden, die Zebras an dem Streifenmuster, das so einzigartig ist wie ein menschlicher Fingerabdruck, die Nashörner an der Größe und der Form ihrer Hörner und die Säbelantilopen an den Farbzeichnungen an Gesicht und Brust, sowie der Länge ihrer Hörner. Diese Tafeln richten sich in erster Linie an junge Besucher, die selber zu „Wild Explorern“ werden sollen. Sie können z.B. vergleichen, ob die Zebras sich so verhalten, wie es auf einer der Tafeln dargestellt ist.

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Der Steg endet in einem zweiten Gebäude, in dem wir weitere Informationstafeln fanden. Eine Tafel informiert zum Beispiel über die Unterschiede zwischen Breit- und Spitzmaulnashorn und zwischen drei Antilopenarten – Säbel-, Arabische Oryx- und Mendesantilopen, die alle drei im Zoo gehalten werden, sowie zwischen Steppen-, Berg- und Grevyzebras. Bei unserem Besuch konnte man auch noch alle drei Zebraarten im Marwell Wildlife sehen und so selbst kontrollieren, ob man die Unterschiede auch am lebendigen Tier erkennt. Mittlerweile wurde die Herde der Chapman Zebras in einen anderen Zoo gebracht, weil der Platz ihres Geheges für das noch zu errichtende Tropenhaus gebraucht wird. Außerdem gibt es in dem zweiten überdachten Besucherbereich ein Computerterminal, wo man sein Wissen über die bedrohten Tierarten der Anlage überprüfen kann.

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Dahinter landeten wir in einem Bereich mit Bänken für ein Picknick und einem Gebäude, dass für Ausstellungen oder Unterrichtszwecke gedacht ist. Daran schließt sich ein Spielplatz an, auf dem sich die jungen Forscher austoben können.

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Die beiden Besucherräume liegen versteckt zwischen den drei Tierhäusern, die mit ihren schrägen Metalldächern, die mit hornartigen Spitzen versehen sind, aus der Entfernung wie Safarizelte aussehen. Die Spitzen sind mit beweglichen Lamellen versehen, die eine passive Belüftung der Häuser ermöglichen. Durch Solarzellen auf den Dächern wird Energie für die Anlage gewonnen. In einem Wasserspeicher wird das Regenwasser von den Dächern aufgefangen und zur Berieslung der Anlage sowie zum Füllen der Wasserbecken verwendet. In zwei der Tierhäuser erhalten die Zoobesucher Einblick, in den Zebrastall vom Eingangsbereich aus und in den Nashornstall von dem zweiten Raum aus.

Marwell Wildlife setzt sich schon seit vielen Jahren für den Artenschutz der drei Spezies ein, die auf der Anlage „Wild Explorers“ untergebracht sind. Im Jahr 1997 rief John Knowles der Gründer des Marwell Zoos den Marwell Zimbabwe Trust ins Leben, der heute Dambari Wildlife Trust heißt. Er setzt sich seitdem für den Erhalt der Nashörner im Matobo- und im Hwange-Nationalpark in Simbabwe ein. Die finanziellen Mittel, die u.a. durch Kampagnen wie “ Help Us Save Rhinos“ aus dem Jahr 2013 gesammelt wurden, werden dazu verwendet, Park-Ranger aus der lokalen Bevölkerung auszubilden und mit den nötigen Mitteln auszustatten, die die Nashörner überwachen und beschützen, mit Hilfe von Radiotransmittern die Wanderungen der Tiere zu verfolgen und Nashörner aus Gebieten, in denen zu viele Tiere leben oder die für die Tiere nicht sicher sind, in solche umzusiedeln, in denen nur wenige Nashörner beheimatet oder die sicherer sind.

Die Geschichte des Südlichen Breitmaulnashorns ist eine Erfolgsstory des Artenschutzes. Schutz und Umsiedlungen halfen die Population der Spezies von nur zwanzig Individuen Anfang des 20. Jh. auf mehr als 20.000 Nashörner im Jahr 2010 wiederherzustellen. Sie werden auf der Roten Liste der IUCN als „potenziell gefährdet“ (Near Threatened) eingestuft. Leider leiden die Südliche Breitmaulnashörner in letzter Zeit immer stärker unter der Wilderei. 2014 wurden allein in Südafrika 1.215 Nashörner wegen ihrer Hörner getötet. Dies bedeutet, dass alle acht Stunden ein Nashorn getötet wurde.

 

Marwell Wildlife führt das internationale Zuchtbuch für die Säbelantilopen und Grevyzebras und koordiniert auch die Europäischen Erhaltungszuchtprogramme beider Arten. Außerdem arbeitet der Zoo maßgeblich bei in situ Artenschutzprojekten dieser Spezies.

Seit 1971 die ersten Säbelantilopen im Marwell Zoo ankamen – ein Jahr bevor er seine Türen für die Besucher eröffnete – setzt sich der Tierpark dafür ein, dass die diese Art nicht von der Erde verschwindet. Früher wanderten riesige Herden von Säbelantilopen durch Nordafrika. Durch unkontrollierte Jagd mit automatischen Waffen von Autos aus wurden sie in der zweiten Hälfte des 20. Jh. ausgerottet. Die letzte freilebende Säbelantilope wurde 1989 am Rand des Wadi Kahrma im Tschad erlegt. In Tunesien lebten schon seit 1907 keine Säbelantilopen mehr. Marwell Wildlife ist seit über 30 Jahren federführend an der Schaffung von internationalen Naturschutzstrategien für die Erhaltung dieser Art beteiligt. 1985 wurden die ersten 10 Säbelantilopen (5♂.5♀), die im Marwell Zoo und Edinburgh Zoo geboren wurden, im Bou Hedma National Park in Tunesien wiederangesiedelt. Weitere Tiere wurden aus diversen Europäischen Zoos in den folgenden Jahren in weiteren National Parks in Tunesien ausgewildert. Heute leben wieder über 200 Säbelantilopen in vier geschützten Reservaten in Tunesien.

 

Im Dezember 2015 machte ein neues Kapitel der Erhaltungsmaßnahmen von Marwell Wildlife einen entscheidenden Schritt nach vorne. 14 Säbelantilopen, die aus sieben verschiedenen zoologischen Institutionen stammen, wozu Zoos in Deutschland, Frankreich, Dänemark, Polen und Großbritannien gehören, und ein Jahr lang im Marwell Wildlife gehalten wurden, traten eine weite Reise nach Abu Dhabi an. Sie sollen in der Deleika Conservation and Breeding Einrichtung für Nachwuchs sorgen, der dann im Quadi-Rimé Achim Wildreservat im Tschad ausgewildert werden soll. Die 14 Antilopen sind nun Teil einer „Weltherde“, zu der auch 42 Säbelantilopen gehören, die ebenfalls 2015 aus sechs Institutionen in den USA nach Abu Dhabi transportiert wurden. Ziel ist im Tschad eine Herde von 500 Individuen zu etablieren, was man für eine lebensfähige Population als ausreichend ansieht. Bereits im März 2016 wurden die ersten 25 Säbelantilopen aus Abu Dhabi in den Tschad gebracht und dort ausgewildert.

Ankunft der Säbelantilopen im Naturschutzgebiet Ouadi Rimé–Ouadi Achim, Foto: Environment Agency—Abu Dhabi

Ankunft der Säbelantilopen im Naturschutzgebiet Ouadi Rimé–Ouadi Achim, Foto: Environment Agency—Abu Dhabi

Grevyzebras sind eine von Afrikas seltensten großen Säugetierarten. In den 70er Jahren des 20. Jh. gab es noch 15.000 Individuen, heute leben nur noch geschätzt 3.000 Grevyzebras in einem Kerngebiet im Norden Kenias und in wenigen isolierten Gruppen in Äthiopien. In Kenia hat Marwell Wildlife dabei geholfen eine nationale Strategie zur Erhaltung dieser Art zu schaffen, und ist eines der aktiven Mitglieder des Grevy’s Zebra Technical Committee, das die Erhaltungsmaßnahmen plant und durchführt. Diese Arbeit beinhaltet Forschung und Überwachung der Population, um die Anzahl der Zebras, Veränderungen und Verteilung der Tiere zu ermitteln und Wanderungsbewegungen zu verstehen. Die Verhaltensökologie, Krankheiten und Interaktionen mit Fleischfressern werden erforscht.

 

So wurden in den vergangen 10 Jahren in der Wamba Management Zone im Norden Kenias 35 Grevyzebras mit Radiotelemetrie-Sendern versehen, um ihre Wanderungsrouten zu untersuchen. Im Februar 2015 fand eine Aktion an der nördlichen Grenze des Verbreitungsgebietes der Tiere in der Region um South Horr statt, wo vier Zebrastuten Radio-Halsbänder erhielten. Marwell Wildlife unterstützt u. a. die Lewa Wildlife Conservancy bei der Erforschung und Überwachung der Zebrapolation in dem Gebiet, wo etwa 20 % der Gesamtzahl aller Grevyzebras zuhause sind, und den Milgris Trust beim Northern Kenya Grevy’s Zebra Projekt, das im Ökosystem des Milgis, eines saisonalen Flusses, eine bisher wenig erforschte Population von Grevyzebras untersucht.

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Marwell Wildlife – Zany Zebras

Vom 14.-17. Oktober 2016 findet in Southhampton die Abschlussveranstaltung der Aktion „Zany Zebras“ von Marwell Wildlife statt. 150 große und 47 kleine bunte Zebrastatuen, die von Künstler gestaltet wurden, werden im Ageas Bowl, einem Kricket Stadion ausgestellt. Die großen Skulpturen werden am 18.Oktober versteigert. Der Erlös der Veranstaltung, die schon seit dem 16. Juli 2016 begonnen hat, kommt den Artenschutzprogrammen für die Grevyzebras in Kenia zu gute. Eine ähnliche Aktion im Jahr 2013 „Help Us Save Rhinos“ brachte fast 125.000 Pfund für 3 Artenschutzprojekte ein.

Tigerkids

Seit Dezember 2013 lebt der am 26. Juni 2012 im Zoo Wuppertal geborene Sibirische Tiger Bagai im Marwell Zoo. Wir hatten ihn dort schon im Juni 2014 gesehen und uns überzeugen können, dass er in einer guten großzügigen Tigeranlage gelandet ist. Dieses Jahr ist er zum ersten Mal Vater geworden. Ein guter Grund in diesem Jahr auf unserer Fahrt durch das Vereinigte Königreich beim Marwell Wildlife anzuhalten.

 

Für die Mutter der Jungtiere Milla, die 2009 im Zoo von Zlin in der Tschechischen Republik zur Welt kam, war es ebenfalls der erste Nachwuchs. Sie ist 2012 in Marwell angekommen Sie kümmert sich vorbildlich um die drei Jungtiere, zwei Weibchen und ein Männchen.

Die beiden weiblichen Jungtieren wurden von ihren Tierpflegern Bailla und Zima getauft. Der kleine Tigerkater erhielt seinen Namen durch eine Abstimmung im Internet und unter den Zoobesucher. Er heißt Makari, ein russischer Name mit griechischen Wurzeln, der „gesegnet“ bedeutet. Bailla ist eine Mischung aus den Namen der Eltern Bagai und Milla und Zima ist nach der russischen Stadt Sima in der Amur-Ussuri-Region, wo ihre wilden Artgenossen leben, benannt.

Foto: Marwell Wildlife

Foto: Marwell Wildlife

Die Tigeranlage besteht aus zwei Gehegen und ist dicht bewachsen mit Bambus, Bäumen und Sträuchern. Die Zoobesucher haben von drei Seiten Einblick durch einen Zaun, dort wo die Vegetation es zulässt. An zwei Seiten kann man in das etwas größere Gehege durch Glasscheiben hineingucken. Eine Scheibe liegt vor dem Wasserbecken des Geheges, die andere an der gegenüberliegende Ecke.

Bagai 2014 im Marwell Wildlife

Aber natürlich hatten es sich Milla und ihr Nachwuchs an einem anderen Platz gemütlich gemacht – unter einem Baum nicht weit vom Zaun. Nicht unbedingt die beste Stelle um sie zu fotografieren.

Die fünf Tiger waren an dem Samstag, als wir im Zoo waren, eindeutig die Stars. Obwohl Mutter und Kinder zunächst zusammengerollt schliefen, hatte sich eine große Gruppe Besucher vor dem Zaun versammelt. (Das einzige Gehege im ganzen Zoo, das so viel Aufmerksamkeit erregte.)  Zusammen konnten wir dann alle beobachten, dass sich kleine Tiger ziemlich genauso verhalten, wie junge Hauskatzen.

Als der eine einen gemütlichen Schlafplatz gefunden hatte, kam Tigerkätzchen Nummer 2 und legte sich dazu. Worauf Jungtier Nummer 1, nicht mehr so zufrieden mit dem Schlafplatz war, sich reckte und streckte, aufstand und nebenan halb hinter einem Stein versteckt wieder hinlegte.

Nun tauchte der dritte kleine Tiger auf. Näherte sich Nummer 2, schnupperte und leckte ihn ein bisschen ab, um sich dann auch hinzulegen, den Kopf auf dem Bruder oder der Schwester.

Jetzt wollte Tigerkätzchen Nummer 1 auch nicht mehr alleine liegen. Also wurde wieder geleckt und am Ende lagen alle drei übereinander gestapelt – ein niedlicher Tigerknubbel.

Mama Milla verschlief die ganze Aktion.

Der Vater der Bande wohnt zur Zeit im zweiten Gehege, in das man auch durch eine große Glasscheibe hineingucken kann. Um die Spiegelungen der Scheiben zu reduzieren sind sie auf Besucherseite überdacht. Aufgrund des dichtes Bewuchsen bietet die Anlage den Tigern viele Rückzugsmöglichkeiten, aber es bleiben genug Lücken, dass die Zoobesucher auch eine Chance haben, die Tiere, wenn diese es wollen, zu sehen.

Man plant, wenn die Jungtiere etwas älter sind, zu versuchen, Bagai mit Milla und den Jungtieren zusammenzuführen.

Die Haltung und Zucht von Sibirischen Tiger hat in dem Tierpark, der in der Nähe von Winchester liegt, eine lange Tradition. Der Marwell Zoo wurde von John Knowles gegründet. Die ersten Tiere, die er erwarb, waren ein Paar Sibirischer Tiger, Boris und Lena, in Florida. Er musste die Fertigstellung ihres zukünftigen Geheges beschleunigen, damit es rechtzeitig fertig wurde, als die Tiere aus der Quarantäne abgeholt werden konnten. Am 22. Mai 1972 öffneten sich Türen des Zoos für die Zoobesucher.

Ein Jahr später am 1. Mai 1973 wurden die ersten Amurtiger Jungtiere im Marwell Zoo geboren, Drillinge, von denen aber nur ein Junges überlebte, das Miko getauft wurde. Bekannt war der kleine Tiger, der mit der Hand aufgezogen werden musste, aber unter dem Namen Tigger oder kurz Tig. Im September bekam er eine fast gleichaltrige Partnerin, Lara, die im Dierengaarde Blijdorp zur Welt gekommen war. Die beiden wurden schnell zu den Stars des Zoos. Tigs Mutter, Nimana, brachte ein Jahr später am 9. April 1974 wieder Drillinge zur Welt, die Jason, Samson und Katya getauft wurden. Nur 13 Tage später wurden zwei weitere Jungtiere, Tomsk und Cäsar geboren. Deren Mutter hieß Amaga, der Vater aller Jungtiere war Kurtun. Insgesamt gab es zu diesem Zeitpunkt fünf erwachsene Sibirische Tiger und sieben Jungtiere im Zoo. Die beiden Weibchen zogen insgesamt 35 Jungtiere im Marwell Zoo auf.

Junger Amurtiger im April 2005 - also Icya oder Nina - Foto: Steve Harris

Junger Amurtiger im April 2005 – also Icya oder Nina – Foto: Steve Harris

1985 traten Nimanas Töchter Hattie und Hannah, die 1982 geboren wurden, in die Fußstapfen ihrer Mütter und sorgten zusammen mit Tigerkater Boris, der 1981 in Nowosibirsk zur Welt kam und im Alter von 4 Monaten nach Marwell gebracht worden war, für reichlich Nachwuchs.  Später folgten ihre Töchter und Söhne.

Mit Yenna, geboren 1997 in Antwerpen, und Gamin, geboren 1999 in Jurques, begann 2001 ein neues Kapitel in der Zucht der Sibirischen Tiger in Marwell. Am 14. Oktober 2004 brachte Yenna, Drillinge zur Welt, von denen allerdings nur ein männliches Jungtier überlebte, Zambar, der auch mit der Hand aufgezogen wurde, weil seine Mutter aufgehört hatte, sich um ihn zu kümmern und ihn sogar verletzt hatte. Er lebt heute im Blackpool Zoo. Im Oktober 2004 kamen dann noch einmal zwei Tigerjunge zur Welt, Icya ein Männchen und Nina ein Weibchen. Sie waren dann für fast 12 Jahre die letzen Jungtiere, die im Marwell Zoo geboren wurden, der 2009 seinen Namen in Marwell Wildlife änderte. Bis dahin wurden in dem Tierpark 65 Sibirische Tiger aufgezogen.

Die Geburt von Bailla, Zima und Makari ist also für Marwell Wildlife ein besonderes Ereignis.

Mehr Bilder von den Tigern Marwell Wildlifes:

https://www.flickr.com/photos/ullij/albums/72157674542350116

Quellen:

Wild Explorers:

https://issuu.com/marwellwildlife/docs/mz_news_summer_2016
https://issuu.com/marwellwildlife/docs/mz_news_2016_spring
https://issuu.com/marwellwildlife/docs/marwell_zoo_news_autumn_2014
https://www.marwell.org.uk/zoo/news/19/wild-explorers-is-now-open
http://premierconstructionnews.com/2015/11/27/isg-2/
http://www.torltd.co.uk/public/uploads/editor/Marwell_Zoo_full.pdf
http://wide-sky.co.uk/portfolio/marwell-zoo/
https://ukzoo.wordpress.com/2015/07/26/wild-explorers-opens-at-marwell-zoo/
https://www.marwell.org.uk/zoo/explore/animal-stars/rhinos
http://www.heraldscotland.com/news/13899693.VIDEO__Marwell_s_newest_arrival_aims_to_help_save_his_species/
http://www.dailyecho.co.uk/news/14558321.Meet_Marwell_Zoo_s_newest_addition/
https://www.marwell.org.uk/zoo/pages/competitions/baby-grevy-zebra
http://www.horsetalk.co.nz/2016/06/11/grevys-zebra-filly-britain-marwell-zoo/#axzz4MZGkeD00
http://Facebook Seite von Marwell Wildlife
http://www.dambari.com/
https://www.savetherhino.org/africa_programmes/dambari_wildlife_trust_zimbabwe
http://www.perc.org/sites/default/files/Saving%20African%20Rhinos%20final.pdf
http://www.zoodirektoren.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=917:projekt-addax
https://www.marwell.org.uk/downloads/EEPreport2012final.pdf
http://www.saharaconservation.org/IMG/pdf/Reintroduction_oryx_Dghoumes_NP_Tunisia.pdf
https://www.marwell.org.uk/downloads/dghoumeseepreport.pdf
https://www.marwell.org.uk/conservation/news/27/marwell-oryx-begin-path-to-ambitious-reintroduction
https://www.naturalsciences.be/sites/default/files/EN%20Article%20Oryx%2004.05.16.pdf
http://insider.si.edu/2016/04/25-scimitar-horned-oryx-reintroduced-wild-chad/
http://www.berliner-zeitung.de/wie-wuestenantilopen-aus-europaeischen-zoos-sich-in-tunesien-in-wilde-tiere-verwandeln-freiheit-auf-raten-15445906
https://www.marwell.org.uk/cms-assets/documents/226684-913166.marwell-eaza-report-2015.pdf
http://zanyzebras.org.uk/marwell-wildlife-joins-forces-key-partners-first-ever-photographic-census-endangered-grevys-zebra-kenya/
https://www.marwell.org.uk/conservation/news/40/delivering-new-conservation-funding-for-grevys-zebra-in-kenya
http://www.lewa.org/
http://www.milgistrustkenya.com/index.html
http://zanyzebras.org.uk/
http://www.hampshirechronicle.co.uk/news/13774313.Three_cheers_for_Zany_Zebras_coming_to_streets/

Tigerkids:
http://www.hampshirechronicle.co.uk/news/14679315.PHOTOS__Marwell_Zoo_s_adorable_new_tiger_cub_needs_a_name___and_you_can_help/
http://www.itv.com/news/meridian/update/2016-08-18/endangered-tiger-cub-has-been-named-makari/
https://issuu.com/marwellwildlife/docs/mz_news_summer_2016
https://issuu.com/marwellwildlife/docs/marwell_news_winter_2012
https://www.marwell.org.uk/media/other/marwell_zoo_-_1972_-_2011.pdf
https://www.marwell.org.uk/zoo/misc/about-us
http://news.bbc.co.uk/local/hampshire/hi/people_and_places/newsid_8295000/8295886.stm
http://www.zoo-wuppertal.net/4-tiere/s-raubtiere-katzen-grosskatzen-tiger-sibirischertiger-2013saminkaundbagai.htm
http://www.zoochat.com/38/list-animal-names-marwell-past-present-121499/index5.html
http://www.portsmouth.co.uk/news/cub-zambar-earns-his-stripes-1-1262324
http://www.dailyecho.co.uk/news/1167388.marwell_zoo_founder_quits_are_rows/