Zoo de la Flèche: Oh Happy Day!

Zoo de La Flèche Es war ein sonniger Donnerstag im September 2014, als wir wieder den Zoo de La Flèche besuchten. Wir waren in den letzten Jahren wenigstens einmal pro Jahr hier, meistens im September. Es ist eine gute Jahreszeit für einen Zoobesuch, denn im Herbst besuchen meist nur wenige Menschen den Zoo und so kann man einen besonders entspannten Spaziergang vorbei an Tiergehegen machen. Die Temperaturen sind am Loir auch im Herbst meist noch sehr angenehm, alle Tiere sind draußen zu sehen und viele Blüten erinnern noch an schöne Sommertage.

Seit unserem letzten Besuch vor einem Jahr hatte ich die Nachrichten über den Zoo de La Flèche im Internet verfolgt und war dann trotzdem überrascht, als wir vor der Löwenanlage standen, die kurz hinter dem Zoo-Eingang liegt. Irgendwie hatte ich verpasst, dass es 2014 wieder Löwennachwuchs gegeben hatte. Die weiße Transvaal Löwin Nikita hatte am 25. Mai drei Jungtiere, zwei Weibchen und ein Männchen, zur Welt gebracht. Und die purzelten nun durch die Anlage.

Die drei Löwenjungtiere haben mittlerweile auch Namen: der kleine männliche Löwe heißt Malawo und seine beiden Schwestern Thabana und Yenka. Es ist bereits der dritte Wurf den Nikita aufzieht. Im September 2009 brachte sie ebenfalls drei Jungtiere zur Welt, von denen aber nur ein männliches Jungtier überlebte, das Bouba getauft wurde. Er zog im April 2011 in den Zoo Bordeaux-Pessac um, wo er eine Gefährtin bekam, Malindi, die aus einer Aufzuchtfarm aus Südafrika stammte. Im Juli 2012 wurde Bouba Vater, Malindi brachte zwei Jungtiere zur Welt, doch nur eines – Madiba – überlebte. Die drei leben seit März 2013 im Zoo d’Amnéville.

Transvaal-Löwen Nachwuchs im Zoo de La Flèche

Am 2. März 2012 kamen die nächsten Jungtiere in La Flèche zur Welt. Mawi, ein Männchen, und seine Schwester Sana leben seit Frühjahr 2013 im Zoo Bordeaux-Pessac.  Wir blieben lange am Löwengehege stehen und schauten Malawo, Thabana und Yenka zu, die über Baumstämme kletterten, einander auflauterten, miteinander rauften und dabei sehr niedlich aussahen. Die wilden Spiele der Jungtiere wurden sorgfältig von Mama Nikita überwacht, während der Vater der Löwenbande, Jabu, im Hintergrund ruhte.

Transvaal-Löwin Nikita mit ihrem Nachwuchs im Zoo de La Flèche

Eigentlich hatten wir ja geplant, so zügig zur Eisbärenanlage zu gehen. Aber wir kamen auch, nachdem wir uns von der schrecklich netten Löwenfamilie losgerissen hatten, nicht weit. Die Giraffen hatten Zweige bekommen und das jüngste Familien Mitglied, die im Juni 2012 geborene Kordofan Giraffe June, hatte sich einen der Zweige als dekorativen Kopfschmuck aufs Haupt drapiert. Das war ganz praktisch, weil sie so ohne Probleme die Blätter abknabbern konnte. Aber dann wollte sie den Kopf wieder „frei“ bekommen und das war gar nicht so leicht.

Kordofangiraffe June im Zoo de La FlècheKordofangiraffe June im Zoo de La FlècheKordofangiraffe June im Zoo de La FlècheKordofangiraffe June im Zoo de La Flèche

June bekam auch wenig Unterstützung von den anderen Herden Mitgliedern, Dioni und Nyala. Im Zoo de La Flèche lebten bei unserem Besuch nur drei weibliche Giraffen. Der Vater von June, Issa, ist im April 2012 gestorben.

 

Nachdem June ihren Kopfschmuck losgeworden war, gingen wir weiter Richtung Eisbärenanlage, doch schnell hielt uns der nächste junge Bewohner des Zoos auf. Auch bei den Ozelots hatte es 2014 Nachwuchs gewesen. Thiago, ein Kater, wurde zwar schon am 4. Januar geboren und war nun mit neun Monaten fast so groß, wie seine Eltern, also kein niedliches Jungtier mehr. Doch es machte viel Freude der eleganten  Raubkatze zuzuschauen, wie er durch das Gehege streifte, über Stangen balancierte und mit einem Seil spielte, das um eine der Kletterstangen gebunden war – ein schlanker, geschickter Akrobat, der sich scheinbar problemlos kopfüber sich festkrallen konnte und gleichzeitig mit den Zähnen am Seil zerrte.

Thiagos Eltern heißen Diego und Tara und leben seit 2008 im Zoo de La Flèche. Es ist der zweite Nachwuchs des Paares. 2010 kam zog Tara schon einmal ein Jungtier auf. Thiagos Mutter ließ sich nur kurz sehen, aber der Papa, der sich gut mit seinem Nachwuchs zu verstehen schien, setzte sich auf einen Platz vor dem Fenster, in das man in das Gehege hineinschauen kann, und ließ sich fotografieren.

Ozelot Thiago im Zoo de La FlècheOzelot Thiago im Zoo de La FlècheOzelot Thiago im Zoo de La FlècheOzelot Thiago im Zoo de La Flèche

Natürlich konnten wir auch nicht einfach an den beiden Nordamerikanischen Otter vorbeigehen, die Zoobesucher stets freundlich begrüßen, zumindest dann, wenn ihre Jacken die richtige Farbe haben. 😉


Als wir dann nach einem Stopp bei den Pinguinen und bei den Zwergottern endlich bei der Eisbärenanlage ankamen, stellten wir fest, dass wir dort nichts verpasst hatten, denn die große Scheibe an der Eisbärenanlage wurde gerade von innen von einer Tierpflegerin in einem Boot gereinigt. Sie hatte gerade erst abgefangen. Es würde also noch etwas dauern, bis die Eisbären nach draußen kommen würden. Direkt neben der Eisbärenanlage gab es eine Baustelle, man war gerade dabei das Dach der Artic Lodge zu decken. Ich machte mir ein paar Sorgen, ob die Eisbären heute vielleicht überhaupt herauskommen würden. Aber es war ja noch früh am Tag und um 14:30 sollte die Eisbärenfütterung stattfinden, also gab es eigentlichen keinen Grund sich Sorgen zu machen. Und es gab ja auch noch jede Menge anderer Tiere, die auf uns warteten. Also machten wir uns auf den Weg zur Lemurenanlage des Zoos „Nosy Komba“.

Zoo de La FlècheDie Anlage, die 2012 eröffnet wurde, ist nach einer kleinen Insel vor der Nordwerstküste Madagaskars benannt; der Name bedeutet im örtlichen Dialekt Lemureninsel. Auf Nosy Komba liegt der wichtigste Lebensraum der Mohrenmakis. Die Lemuren sind auf der Insel sehr zutraulich, da sie früher von den Einheimischen, mittlerweile übernehmen das die Touristen, gefüttert wurden. Anders als auf dem Festland wurden die Lemuren hier nie gejagt, da das Meer rund um die Insel genügend Nahrung für die Einwohner bot. Also ein passender Name für eine begehbare Lemurenanlage, obwohl im Zoo de La Flèche auf der 2000 m² großen Anlage keine Mohrenmakis, sondern Kattas, Rote und Schwarzweiße Varis sowie Weißkopfmakis leben.

Schwarzweißer Vari im Zoo de La Flèche

Als wir dort ankamen führte gerade eine Tierpflegerin eine kleine Gruppe von Zoobesuchern durch die Anlage und stellte ihnen die Bewohner vor. Schnell war die Gruppe umlagert von den Kattas, die nicht ohne Grund auf ein paar Leckereien hofften. Am Rand des Weges machte ein Schwarzweißer Vari lautstark auf sich aufmerksam. Eine zweite Tierpflegerin begrüßte ihn freundlich und nutzte die Gelegenheit ihn anfassen und streicheln zu können und dabei gleichzeitig zu untersuchen, ob äußerlich irgendeine Verletzung oder ein Unwohlsein erkennbar war. Er und zwei seiner Kumpels, die im Gebüsch hockten, schienen topfit zu sein. Die Tierpflegerin lächelte und suchte im Gestrüpp nach weiteren Schützlingen.

Nun gibt es in vielen Zoos begehbare Lemurenanlagen, aber die im Zoo de La Flèche ist besonders schön gestaltet. Sie liegt unterhalb eines kleinen Hügels und so schaut man zunächst von oben auf die vielen Planzen bewachsene Anlage. Es gibt einen kleinen Teich mit Witwenpfeifgänsen, die auch auf Madagaskar heimisch sind. Dahinter staksten Jungfernkraniche über eine Wiese – schön anzusehen, auch wenn sie geografisch nicht in eine der Tierwelt Madagaskars geweihte Tieranlage passen. Viele Tafeln informieren über die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt Madagaskars und ihre Gefährdung, aber auch über das Leben der Menschen in Madagaskar. Holzhütten mit Strohdächer beherbergen die Innengehege der Lemuren und den Stall der Strahlenschildkröten, außerdem gibt es einen geschützten Unterstand mit Bänken für die Zoobesucher.

Im gleichen Baustil sind auch die drei Safari Lodges am oberen Rand der Anlage errichtet. Sie fallen dem normalen Zoobesucher kaum auf.  Sie wurden im Februar 2014 eröffnet. Hier können zahlende Gäste eine Nacht im Zoo verbringen und durch große Fenster, die Lemuren beobachten. Es gibt fünf weitere Lodges, je zwei mit Einblick in die Anlage der Polar Wölfe und die der weißen Tiger, die bereits seit April 2013 Gäste beherbergen sowie eine an der Anlage der Eisbären, die im wie oben beschrieben, bei unserem Besuch kurz vor der Fertigstellung stand. Zwei Weitere sollen an der Braunbärenanlage entstehen.

L'île des lémuriens im Zoo de la FlècheL'île des lémuriens Jungfernkraniche und Witwenpfeifgänse L'île des lémuriens Kattas auf der Île des lémuriens

L'île des lémuriens Roter Vari im Zoo de La Flèche

Der Besitzer des Zoos Stéphane Da Cunha hat die Idee für die Ferienwohnungen im Zoo von einer Südafrikareise mitgebracht. Dort findet man viele mehr oder weniger luxuriös eingerichtete Safari Lodges in privaten Wildreservaten am Rand der berühmten Nationalparks. Er will so neue Besuchergruppen für seinen Zoo generieren. Um diese Idee umzusetzen hat er in den letzten zwei Jahren 1,6 Millionen Euro investiert. Und der Erfolg gibt ihm bisher recht.  Im Frühjahr 2014 berichtete die  Interseite ouestfrance-entreprises.fr, dass mehr als 4.000 Menschen eine Nacht in den Safari Lodges verbracht hatten, was 1.260 Übernachtungen entspricht. Die Lodges waren zu 98 Prozent ausgelastet und auch die neue Artic Lodge ist bereits für ein Jahr nahezu ausgebucht. Normalerweise besuchen rund 250.000 Menschen den Zoo pro Jahr, die meisten von ihnen benötigen maximal zwei Stunden, um zu dem Zoo zu gelangen. Die Gäste der Safari Lodges kommen zu 35 % aus den Regionen Pays de la Loire und Bretagne, 35 % aus der Ile-de-France und der Rest aus ganz Frankreich. Zwei Drittel von ihnen legen im Durchschnitt eine Strecke von mehr als drei Stunden auf ihrem Weg nach La Flèche zurück. Das Konzept scheint also aufzugehen.

Weißkopfmaki und Kattas im Zoo de La Flèche

Unter französischen Zoofans wird in Internetforen Da Cunha’s Geschäftsidee durchaus kontrovers diskutiert. Viele befürchten, dass die Mission des Zoos für den Artenschutz durch die Umwandlung des Zoos de La Flèche in ein „Resort zoologique“ mit bis zu 40 Lodges in den Hintergrund treten wird und die Tiere in den Anlagen in erster Linie der Unterhaltung der Übernachtungsgäste dienen sollen. Auch ich war zunächst eher skeptisch, ob mir diese Vision für die Zukunft des Zoos de La Flèche gefällt. Doch ist es nicht der einzige Zoo in Europa, der Übernachtungsmöglichkeiten anbietet. Zum Beispiel auch im Port Lympne Wild Animal Park in England, in der Ebeltoft Safari in Dänemark und im Parc zoologique de Lisieux CERZA in der Normandie sowie im Parc animalier Sainte Croix in Lothringen kann man übernachten, allerdings nicht so luxuriös wie in La Flèche.

Bisher ist es gelungen die Lodges geschickt zu „verstecken“, sodass sie den Charakter des schönen Zoos nicht verändern. Und auch die in den letzten Jahren entstandenen neuen Tieranlagen werden sowohl den Bedürfnisssen ihrer Bewohner als auch denen der Zoobesucher gerecht. Außerdem plant man nicht nur neue Lodges, sondern z. B. auch eine Erweiterung der Eisbärenanlage. Man beabsichtigt in diesem Winter damit zu beginnen, die Anlage auf 8000 m² zu vergrößern, um auch die Möglichkeit zur Zucht zu haben. Für neue Tiergehege und neue Lodges steht dem Zoo, der im Augenblick eine Fläche von 14 Hektar hat, noch weitere, bis jetzt ungenutzte 15 Hektar zur Verfügung.

Schwarzweißer Vari im Zoo de La FlècheKatta im Zoo de La Flèche

Katta im Zoo de La Flèche Wir hatten Abstand von der Besuchergruppe, die geführt wurde, gehalten, um die Erklärungen nicht zu stören und aus der Distanz beobachtet, dass die Besucher schnell von den Kattas belagert wurden und es nicht lange daurte, bis die ringelschwänzigen Lemuren auf den Schultern der Menschen hockten. Kein Wunder, schließlich bekamen sie Apfel- und Bananenstückchen gefüttert. Als die Gruppe weiter gezogen war, wollten wir uns die Kattas dann auch aus der Nähe anschauen. Wir hielten uns aber brav an die Besucherordnung und versuchten nicht sie anzufassen und machten auch keine Anstrengungen, sie einzuladen sich uns zu nähern. Die Kattas hatten offenbar andere Verhaltensregeln. Vielleicht hofften sie auf weitere Leckereien oder wir waren ihnen einfach sympatisch. Obwohl wir – bedingt durch unsere Teleobjektive – in einer gewissen Entfernung stehen geblieben waren, überwanden die kleinen Primaten diese problemlos und sprangen im hohen Bogen auf unsere Schulter. Ein weiches Fell streifte meine Wange, der lange Schwanz kitzelte meine Nase und ich stellte fest, dass die Affen leichter waren, als ich gedacht hatte. Nachdem ich die ungewohnte Nähe ein wenig genossen hatten,  ging ich vorsichtig zu einer Palme am Wegesrand, beugte mich bein bisschen hinunter und der Katta begriff sofort, dass ich ihn wieder loswerden wollten. Schließlich wollten wir uns ja auch noch den Rest des Zoos anschauen, obwohl ich noch länger bei den Lemuren hätte verweilen können.

Weiter ging es durch den Zoo, an manchen Gehegen gingen wir schnell vorbei, weil sich kein Bewohner zeigte. An anderen hielten wir länger an. Bei dem Schopfkarakara blieben wir eine ganze Zeit stehen. Er teilte sich seine Voliere mit einem Truthahngeier. Doch während dieser oben auf einem Ast saß und ein bisschen arrogant auf uns hinunterschaute, war der Karakara sehr interessiert, wer da vor seiner Voliere stand. Immer wenn wir uns ein Stück vorbei am Gitter bewegten, folgte er uns und schaute neugierig hinaus. Er schien mit uns spielen zu wollen.

Die Rosapelikane machten ein bisschen Gymnastik, beobachtet von einem Kuhreiher, der sich im Gebüsch versteckt hatte. Leider war bei den Kolumbianischen Klammeraffen war Siesta angesagt. Die ganze Bande schlief oben auf einer Plattform, wo man sie schlecht sehen und noch schlechter beobachten konnte.

Schopfkarakara im Zoo de La FlècheKuhreiher im Zoo de La FlècheRosapelikan im Zoo de La Flèche

Dafür ließ sich die Fischkatze sehen und auch bei den Nasenbären, war einiges los. Hier hatte es 2013 Nachwuchs gegeben und die Youngster, natürlich mittlerweile genauso groß wie ihre Eltern, kletterten munter durch die Anlage.

Nach einer Tasse Kaffee im Zoorestaurant ging es zurück zur Eisbärenanlage, wo uns Taiko „empfing“. Er hatte ungeduldig darauf gewartet, dass er endlich heraus durfte und wanderte jetzt durch seine Anlage, um das Futter zu verspeisen, dass seine Tierpflegerin für ihn versteckt hatte. Mehr darüber, kann man hier nachlesen.

Fischkatze im Zoo de La FlècheSüdamerikanischer Nasenbär im Zoo de La FlècheEisbär Taiko (Siku) im Zoo de La Flèche

Polarwolf im Zoo de La Flèche Aber wir hatten ja noch längst nicht alle Bewohner des Zoos de La Flèche gesehen. Hinter der Eisbärenanlage liegt das Gehege der Polarwölfe. Im Mai 2013 wurden zwei Welpen geboren, die wir aber im letzten Jahr im September nicht zu Gesicht bekamen. Umso mehr freuten wir uns über den jungen Wolf, der mitten im Rudel vor der Scheibe lag und interessiert zu uns herüber schaute. Er war natürlich schon erwachsen, genauso groß wie seine Eltern Snow und Coyote, aber trotzdem konnte man genau erkennen, dass es das jüngste Rudelmitglied war.

Hinter den Wölfen führt der Weg zum Streichelgehege des Zoos mit Afrikanischen Zwergziegen und Zwergzebus. Und dann ist man bald an der Anlage der Roten Pandas angekommen. Da konnten wir aber zunächst keinen Bewohner entdecken. Erst als wir den Kopf in den Nacken legten und nach oben schauten, sahen wir einen der beiden Bewohner, der zu unserer Freude auf dem Weg nach unten war. Er schaute an einem der Baumhäuschen der Anlage vorbei, hatte sich aber das falsche ausgesucht. Denn das war schon besetzt und die Bewohnerin hatte definitiv keine Lust auf Gesellschaft. Der kleine Kerl mit dem plüschigen Schwanz war schneller wieder draußen, wie er hineingeklettert war. Wenn ich ehrlich bin, waren wir seiner Partnerin ein bisschen dankbar.

Kleiner Panda im Zoo de La Flèche

Scheinbar macht bei den Roten Pandas so eine kleine Auseinandersetzung hungrig. Zuerst spazierte der Katzenbär durch sein Reich und markierte hier und da eine Stelle, genau wie seine Artgenossen es auch in der Wildnis tun. Das Sekret aus den Analdrüsen ist vermischt mit Urin und soll stark nach Moschus riechen. Doch bei uns kam nichts vom Pandaduft an. Dann zeigte uns der Kleine Panda seine Kletterkünste, die denen von dem Ozelot Thiago in nichts nachstanden. Nur schien im Vergleich diesmal alles in Zeitlupe zu passieren.Zuerst legte er seine Tatzen auf einen Ast, an den er so gerade aufgerichtet heranreichen konnte. Aber es reichte offenbar, um sich im Holz festzukrallen. Ganz langsam zog er seinen Körper nach oben. Es schien ihn viel Kraft zu kosten, sah aber trotzdem elegant und gut eingeübt aus. Schließlich schaffte es der kleine Kunstturner hinauf auf den Ast zu gelangen, um dann zielstrebig zu den Bambuszweigen zu klettern, die in einer Ecke an einem Baumstamm festgeklemmt waren. Er hatte sich seinen Imbiss wahrlich verdient, erst Stress mit der Frau und dann auch noch eine anstrengende Turnübung. 😉

Kleiner Panda im Zoo de La FlècheKleiner Panda im Zoo de La FlècheKleiner Panda im Zoo de La FlècheKleiner Panda im Zoo de La Flèche

Nun muss so ein Kleiner Panda ja jede Menge Bambus fressen, weil der so nährstoffarm ist. Seine Tierpfleger hatten vorgesorgt und ausreichend Bambus für den kleiner Turner auf der Anlage verteilt.

 

Wir schauten noch ein Stück weiter bei den weißen Tigern vorbei. Der Tigerkater Soha war allein in der Anlage und machte gerade Siesta. Er wurde am 5. Juni 2011 im Zoo de Maubeuge geboren. Wir hatten ihn dort schon als Jungtier kennenlernen dürfen. Deshalb habe ich auch ein Babyfoto von ihm.

Soha zog 2013 in die neu geschaffene Anlage in La Flèche ein. Zur Gesellschaft bekam er Luna, die 2009 im Zoo Bordeaux-Pessac geboren war. Leider starb sie schon Anfang 2014. Seit kurzem hat Soha eine neue noch sehr junge Gefährtin, Tyra, die am 26. Januar 2013 in Beauval zur Welt kam. Die Beiden waren im September 2014 noch abwechselnd im Gehege zu sehen. Soha war sehr müde. Er öffnete nur einmal seine blauen Augen und schaute zu uns herüber, um sie ganz schnell wieder zu schließen und weiter zu schlafen. Wir nahmen das als Anlass zum Restaurant zu gehen. Wir hatten Hunger und dann war es ja auch bald Zeit für die Eisbärenfütterung. Aber nun erst einmal ein aktuelles Foto von Soha. Ist er nicht zu einem prächtigen Kerl herangewachsen?

Nach unserem Imbiss ging es zurück zur Eisbärenanlage. Taiko sorgte für die Unterhaltung der Zoobesucher, die zuschauten und nach der „Show“ gab sich dann sogar auch noch Katinka die Ehre und schwamm ein paar Runden. Im September ein eher seltenes Ereignis. Wer mehr wissen will, findet hier einen Bericht darüber.

Noch fehlte uns eine Ecke des Zoos, die wir uns ansehen wollten. Zunächst ging es zu den Roten Riesenkängurus, die ihr Gehege mit Emus teilen. Gegenüber leben die Servale des Zoos, bei denen es in den vergangenen Jahren schon mehrfach Nachwuchs kam. Auch dieses Jahr informierte ein Schild am Gehege, dass wieder Jungtiere geboren wurden. Wir bekamen aber Mutter und Kinder nicht zu Gesicht, nur der Vater stromerte durch sein Reich.

Bei den Gibbon Familie hatte es Streit gegeben. Der 2009 geborene Sohn ist mittlerweile geschlechtsreif und sein Vater war wohl der Auffassung, dass es an der Zeit war, dass er die Familie verlässt. Da man bisher noch kein neues Zuhause für den jungen Mann gefunden hatte, musste man ihn von der Familie trennen und damit er nicht ganz allein ist, hatte er seinen jüngeren, knapp vier Jahre alten Bruder zur Gesellschaft bekommen und turnte mit ihm in einem Innengehege herum. Auf der Gibbon Insel wohnten nun nur noch die Eltern mit dem jüngsten Nachwuchs, der am 8. Mai 2012 zur Welt kam.

Rotes Riesenkänguru im Zoo de La FlècheGroßer Emu im Zoo de La FlècheNördlicher Weißwangengibbon im Zoo de La FlècheNördlicher Weißwangengibbon im Zoo de La Flèche

Von der Gibbon Insel ist es nicht weit bis zur Anlage der Sumatra Tiger. Jalur, der 2007 in Stuttgart das Licht der Welt erblickte, war allein in der Außenanlage. Er suchte sich gerade ein gemütliches Plätzchen. Nachdem er es gefunden hatte, drehte er sich erst einmal nach Katzenart ein paar Mal hin und her, bis er die richtige Schlafposition gefunden hatte. Wanita, die zwei Jahre jünger ist und aus Dublin stammt, lag im Innengehege direkt hinter der Scheibe. Eigentlich verstehen sich die Beiden gut und sind meist zusammen auf der Anlage. Wanita ist bereits Jalurs zweite Partnerin in La Flèche- Mit der ersten, die aus dem Parc zoologique de Thoiry kam,  gab es so viel Streit, dass sie in einen anderen Zoo umziehen musste.

 

Schon am Morgen hatten wir entdeckt, dass die Guerezas ein Jungtier hatten, dass noch schneeweiß gefärbt war, aber es hockte mit seiner Mutter in einer dunklen Ecke oben auf einer Plattform, wo man es ganz schlecht sehen und beobachten konnte. Also kehrten wir noch einmal zu den Mantelaffen zurück und hatten diesmal Glück. Der winzige Affe saß mitten in seiner Familie und kletterte schon munter zwischen den erwachsenen und heranwachsenden Familienmitglieder herum. Wir „kämpften“ mit dem Gitter, um ein gutes Foto von dem Jungtier zu machen. So ganz ist uns das nicht gelungen, auch weil der kleine Affe keine Minute ruhig an einer Stelle blieb. Schließlich schnappte sich die Mutter ihren Sprössling und widmete sich seiner Körpepflege, was dem Kleinen nicht zu gefallen schien. Er versuchte sich aus ihren Armen herauszuwinden. Aber sie hatte ihm fest im Griff und so gab es für ihn kein Entkommen.

Mantelaffen im Zoo de La FlècheMantelaffe im Zoo de La FlècheMantelaffe im Zoo de La FlècheMantelaffe im Zoo de La Flèche

Natürlich mussten wir auch noch einmal bei den Löwen Nikita und Jabu und ihrem niedlichen Nachwuchs vorbei gehen. Im Gehege war Ruhe eingekehrt. Die Kleinen wurden von Nikita gesäugt und Jabu schien zu schlafen. Er bewegte sich auch nicht, als seiner Nachkommen, als er gesättigt war, einmal genauer nachschaute, ob man mit Papa spielen konnte. Er wurde enttäuscht, aber eigentlich war der kleine Löwe auch selber müde. Bald hatten alle einen schönen Schlafplatz gefunden und waren eingeschlafen.

Transvaal-Löwin Nikita mit ihrem Nachwuchs im Zoo de La FlècheTransvaal-Löwen Nachwuchs im Zoo de La FlècheTransvaal-Löwe Jabu mit seinem Nachwuchs iim Zoo de La FlècheTransvaal-Löwe Jabu im Zoo de La Flèche

Auf dem Weg Richtung Ausgang hielten uns wieder die Giraffen auf. Diesmal waren es Dioni und Nyala, die unsere Aufmerksamkeit erregten. Es sah für uns so aus, als ob die Beiden zeigen wollten, wie sehr sie sich mögen. Es kann aber auch sein, dass die einer der anderen einen Bissen aus dem Mund klauen wollten. Egal, es sah in jedem Fall gut aus.

Afrikanische Elefanten Bou Bou und Boten im Zoo de La FlècheDie Elefantenanlage liegt direkt am Ausgang des Zoos. Hier leben seit März 2012 zwei junge Afrikanische Elefantenbullen. Boten wurde am 31. Januar 2006 im Zoologischen Center Tel Aviv-Ramat Gan geboren und Bou Bou kam am 23. März 2006 im Serengetipark Hodenhagen zur Welt. Wie ihre Vorgänger Pembé und Akili, die im Januar 2012 in den Parc Zoologique Plaisance du touch bei Toulouse umzogen, sollen sie in La Flèche alles lernen, was ein männlicher Elefant können muss, damit er einmal in einem anderen Zoo der Boss einer Elefantenherde werden kann. Man unternimmt mit den Elefanten in La Flèche ein besonderes Training, damit sie, wenn sie erwachsen sind, ohne Gefahr für den Menschen gehalten werden können und man ihren Gesundheitszustand überprüfen kann, ohne sie zu narkotisieren.

Es machte dieses Mal besonders viel Freude den Elefanten zuzuschauen. Sie waren sehr aktiv. Offenbar verstehen sie sich gut. Wir konnten beobachten, dass sie immer mal wieder die Nähe des anderen suchten. Manchmal um einander freundlich mit dem Rüssel zu berühren, manchmal um spielerisch miteinander zu raufen. Beide haben seit ihrer Ankunft an Gewicht zugenommen und scheinen sich wohlzufühlen.

Afrikanische Elefanten Boten und Bou Bou im Zoo de La FlècheAfrikanischer Elefant Bou Bou im Zoo de La FlècheAfrikanischer Elefant Bou Bou im Zoo de La FlècheAfrikanische Elefanten Boten und Bou Bou im Zoo de La Flèche

Wir verabschiedeten uns von den Elefanten und dem Zoo de La Flèche. Es war ein toller Tag bei schönem Wetter mit vielen interessanten Beobachtungen. Wir werden ganz bestimmt im nächsten Jahr wiederkommen. Für uns war dieser Donnerstag im September wirklich ein glücklicher Tag, a „Happy Day“!

Mehr über die Geschichte des Zoos kann man hier nachlesen.

Die Informationen habe ich hier gefunden:

Homepage des Zoo de La Flèche und seine Facebookseite

http://www.lesnouvellesdesable.fr/2014/01/28/zoo-de-la-fleche-de-nouveaux-lodges-qui-vont-creer-de-lemploi/
http://www.lemainelibre.fr/actualite/interview-le-zoo-de-la-fleche-un-espace-hotelier-unique-19-04-2013-57063
http://www.entreprises.ouest-france.fr/article/nouveaux-lodges-vue-au-zoo-fleche-15-05-2014-145199
http://www.madainfo.de/lemuren.htm
http://fr.wikipedia.org/wiki/Lion_blanc
http://feline-world.e-monsite.com/pages/felins-de-zoos/zoo-de-la-fleche-18-mai-2014.html
http://www.elefanten-fotolexikon.eu/index.php?seite=select

Mehr Bilder von unserem Besuch 2014 gibt es hier:

Zoo de La Flèche – September 2014
Die Löwen Jabu, Nikita und ihr Nachwuchs
Die Giraffenherde
Die Guerezas mit dem kleinen weißen Jungtier
Der Kleine Panda als Kunstturner
Boten und Bou Bou – zwei aktive Elefanten Youngster

Und die Bilder von den Eisbären:

https://www.flickr.com/photos/ullij/sets/72157646465242163/
https://www.flickr.com/photos/ullij/sets/72157648803067132/
https://www.flickr.com/photos/ullij/sets/72157648768198386/
https://www.flickr.com/photos/ullij/sets/72157648820488161/