Haustierpark Werdum – alte Haustierrassen in Ostfriesland

Ein fester Bestandteil unseres Urlaubs im Frühling an der Nordseeküste ist ein Besuch im Haustierpark Werdum. Er liegt mitten in dem kleinen Luftkurort in Ostfriesland nur wenige Kilometer vom Meer entfernt.  Man hatte dort 1998 nach Fertigstellung des neuen „Haus des Gastes“ nach einer für Kurgäste und Einwohner attraktiven Nutzung für das Gelände zwischen dieser Kureinrichtung und dem alten Ortskern gesucht und sich schließlich für die Errichtung eines kleinen Tierparks für bedrohte Haustierrassen entschieden. Das Grundstück von rund drei Hektar wurde von der Gemeinde gestiftet und Fördermittel der Europäischen Union halfen eine richtige kleine Attraktion zu schaffen, die vor allem den Kindern viel Freude bereitet, schließlich gibt es viele Tiere, die man Streicheln und Füttern darf.

Im Haustierpark Werdum

Heute leben rund 280 Tiere aus 50 verschiedenen Arten zwischen kleinen Holzhäuschen auf grünen Wiesen. Im Frühjahr schaffen blühende Bäume und Sträucher und Beete mit Osterglocken und Tulpen einen farbenfrohen Rahmen für den kleinen Tierpark. So ist der Besuch auch für erwachsene Besucher ein schöner Spaziergang an der frischen Luft, bei dem man dank der ausführlichen und interessanten Informationsschildern an den Gehegen der Tiere auch etwas über die alten Haustierrassen lernen kann. Ein sehr preiswertes Vergnügen, denn für Besitzer der Nordsee-ServiceCard ist der Eintritt kostenlos, sonst kostet die Tageskarte für einen Erwachsenen nur zwei Euro. Kinder (bis 16 Jahre) müssen keinen Eintritt bezahlen.

Lachtaube im Haustierpark in Werdum

Der Weg führt hinter dem Eingang durch einen Taubentunnel, in dem weiße Pfautauben mit ihren fächerförmigen Schwänzen imponieren. Sie teilen sich die Voliere mit Klätschertauben, eine alte Haustaubenrasse, die ursprünglich in Böhmen und Mären zur zusätzlichen Frischfleischversorgung der Bauern gehalten wurden und heute kaum noch gezüchtet werden, Thüringischen Schildtauben und Goldfasanen. Zierliche kleine Lachtauben haben zusammen mit einigen Hühnern eine eigene Voliere im Park, die 2011 erneuert wurde. Eine von ihnen schien beim Umzug entkommen zu sein. Sie saß auf einem Dach und schaute sich die Besucher von oben an.

Klätschertaube im Haustierpark WerdumPfautaube im Haustierpark Werdum

Pfautaube im Haustierpark WerdumThüringer Schildtaube  im Haustierpark Werdum

Es gibt noch jede Menge anderes Federvieh im Haustierpark Werdum. Zierliche Seidenhühner, die ursprünglich aus Asien stammen, Holländische Haubenhühner, Deutsche Lachshühner und schwarzweiße Lakenfelderhühner scharren im Sand und suchen nach Futter zwischen Grasbüscheln oder posieren zur Freude der Fotografen auf den Gattern, die die Gehege begrenzen. Manche Hühnerrassen haben sehr ungewöhnliche Namen. Hätten Sie etwa vermutet, dass es sich bei der Ostfriesische Möve nicht um einen Rechtschreibfehler, sondern um eine alte Landhuhnrasse handelt.

Hühner im Haustierpark WerdumHühner im Haustierpark Werdum

Ostfriesische Möve im Haustierpark Werdum

Deutsches Lachshuhn im Haustierpark WerdumBrahmahuhn im Haustierpark Werdum

Besonders die großen Brahmahühner fallen auf. Die massigen Hühner stammen ursprünglich aus Hinterindien vom Ufer des Brahmaputra. 1846 brachten Matrosen einige Exemplare nach New York. Dort begann man mit den imposanten Hühnern zu züchten und bald gelangten auch die ersten Tiere nach Europa. 1872 schenkte ein Mr. Burnham Königin Victoria von England zwei Hähne und sieben Hennen. Die Königin war begeistert von den tollen Tieren. Und so erging es nicht nur ihr. Es dauerte nicht lange, bis auch in Deutschland Brahmahühner gezüchtet wurden. Sie wurden mit einheimischen Hühnern verschiedener Rassen gekreuzt und so entstanden neue robuste Hühnerrassen, u. a. das Deutsche Lachshuhn. Eine Rasse, die heute zu den zwölf Hühnerrassen gehört, die auf der Liste der gefährdeten Nutztierrassen stehen. Brahmahühner sind bei Hobbyzüchter sehr beliebt und so ist ihr Bestand nicht gefährdet. Sie zeichnen sich besonders durch ihre herausfordernde Haltung und einen kühnen Blick aus, der zu signalisieren scheint, dass sie so schnell nichts in die Flucht schlagen kann. In Gefahrensituationen verhalten sich Brahmahühner anders als ihre Verwandten, die Bankiva-Hühner, die Stammform unserer Haushühner. Sie flüchten nicht bei Gefahr, sondern bleiben wie angewurzelt stehen, drehen den Kopf schräg und fokussieren den Angreifer – eine Respekt einflößende Taktik!

Brahmahuhn im Haustierpark

Noch größer sind die Bewohner des Geheges hinter dem Taubentunnel. Bronzeputen können hier bewundert werden. Ihre wilden Urahnen, die Wildtruthähne, wurden von den Indianern in Mexiko und Nordamerika schon vor mehr als 2500 Jahren domestiziert. Spanische Eroberer brachten die „Indischen Hühner“ zu Beginn des 16. Jh. nach Europa. 1524 gelangten sie nach England und 1533 kamen die ersten Tiere nach Deutschland. Vor allem am Niederrhein und in den benachbarten Niederlanden wurden die leckeren Puten schnell beliebt und lösten den aus Asien importierten Pfau als Großgeflügel ab. Die Bronzeputen sind wie ihre kleineren wilden Stammformen widerstandsfähig und nicht wählerisch bei der Futtersuche. Die Hennen haben einen starken Muttertrieb. Wildtruthühner sind Waldbewohner und so übernachten auch die Bronzeputen oft gemeinsam auf Bäumen. Da in der modernen Putenzucht Rassen bevorzugt werden, die schnell wachsen, sank der Bestand der Bronzeputen nach dem II. Weltkrieg. 1997 gab es in Deutschland nur noch 334 Zuchttiere bei 55 Züchtern. Heute hat sich der Bestand wieder etwas erholt. Im Jahr 2008 wurden wieder über 800 Zuchttiere gezählt. Trotzdem gelten sie weiterhin als gefährdet. Die Bronzeputen in Werdum beeindruckten uns besonders durch ihren imposanten Kopfschmuck.

Bronzepute im Haustierpark Werdum

Zusammen mit den Puten leben ein farbenprächtiger Blauer Pfau mit zwei Hennen und Moschusenten, die aber auch schon einmal frei durch den Park wandern dürfen. Zur Begeisterung der Hobbyfotografen. Moschusenten stammen aus Südamerika und wurden wie die Bronzeputen von Indianern domestiziert und den Spaniern nach Europa gebracht. Von dort verbreiteten sie sich fast über die gesamte Welt. Man findet sie in Afrika, Madagaskar und im tropischen Asien. Carl von Linné beispielsweise nutzte eine Beschreibung aus Indien zur Einordnung dieser Art. Ihren Namen verdankt sie dem Moschusgeruch, der aus der Burzeldrüse, bzw. der Schnabelwarze der Erpel während der Paarungszeit austreten soll. Tatsächlich gibt es jedoch keinen Geruchsunterschied zu anderen Entenrassen und so werden die domestizierten Moschusenten heute meist Warzenenten genannt. Im Gegensatz zu anderen Enten können Moschusenten nicht schnattern, sondern nur fauchen, was eine der Enten in Werdum uns auch deutlich demonstrierte.

Moschusente im Haustierpark Werdum

Ein besonderes Vergnügen bei einem Besuch im Frühjahr sind die zahlreichen Jungtiere, die man im Haustierpark Jahr für Jahr beobachten kann und bei unserem letzten Besuch gab es besonders viele zu sehen. Auf einer großen Wiese tummelten sich Juan-Fernandez-Ziegen mit einer ganzen Reihe von Jungtieren. Diese Ziegenrasse hat eine interessante Geschichte. 1754 entdeckte der spanische Seefahrer Juan Fernández vor Chile eine Inselgruppe, die heute seinen Namen trägt, und ließ dort Hausziegen als Proviantreserve zurück, die sich vermehrten und verwilderten. Nach wenigen Generationen entwickelte sich eine neue Rasse von kleinen rotbraunen Ziegen mit einem schwarzen Aalstrich auf dem Rücken. Es gibt aber auch gefleckte und schwarze Tiere. Die erwachsenen Böcke tragen ein eindrucksvolles gewundenes Gehörn.

Juan-Fernández-Ziege im Haustierpark Werdum

Als 1704 der schottische Abenteurer und Seemann Alexander Selkirk auf der menschenleeren Insel Isla Más a Tierra, die zu den Juan- Fernández Archipel gehört, ausgesetzt wurde, dienten ihm die Ziegen als Nahrung. Selkirks Abenteuer diente dem Schriftsteller Daniel Defoe als Vorbild für seinen Helden Robinson Crusoe. Deshalb heißt Selkirks Insel heute Isla Robinsón Crusoe und auch die Ziegen gingen in die Weltliteratur ein. In der Realität haben die Tiere es nicht leicht. Da ihre Heimat zum Biosphärenreservat erklärt wurde, wurden sie zum Problem. Denn sie schädigen die einheimische Flora. Die Folge ist, dass sie heute bejagt werden. Doch bislang entkommen die scheuen, klettergewandten Tiere oft ihren Jägern. Aber ihr Bestand ist auf 3000 Tiere zurückgegangen. Außerhalb ihrer Heimat gibt es nur wenige kleine Herden, die sich bemühen die Rasse zu erhalten. 1999 wurden einige der wilden Ziegen auf der Inselgruppe eingefangen und sozusagen als lebender Genpool in den Haustierpark Arche Warder gebracht. Mittlerweile gibt es Juan-Fernandez Ziegen in sieben Tierparks in Deutschland. Im Haustierpark Werdum sind die Ziegen gar nicht scheu, auch der Nachwuchs kommt neugierig zum Zaun, um nachzuschauen, ob die Zoobesucher etwas zu futtern für sie dabei haben. Es war eine bunte Schar. Zwei Jungtiere waren kohlrabenschwarz, eines mittel- und ein anderes hellbraun. Sie eroberten fröhlich ihre Welt, kletterten über Baumstämme und sprangen übermütig über die Wiese. Dann gab es eine Mahlzeit bei Mama und am Ende ruhten sie sich im Schatten einer dicken Baumwurzel von ihren Abenteuern aus.

Juan-Fernández-Ziegen im Haustierpark WerdumJuan-Fernández-Ziegen im Haustierpark Werdum

Juan-Fernández-Ziege im Haustierpark WerdumJuan-Fernández-Ziegen im Haustierpark Werdum

Neben den Ziegen des Robinson Crusoe werden in Werdum noch Pfauenziegen und Schwarzhalsziegen gehalten. Zwei schwarz-weiß gefärbte Ziegenrassen, die beide ursprünglich in der Schweiz gezüchtet wurden. Bei den Pfauenziegen, deren Name durch einen Schreibfehler entstanden ist, ist die vordere Körperhälfte weiß mit einem schwarzen Aalstrich, die hintere überwiegend schwarz, mit weißen Flanken und einem weißen Aalstrich. Schwarzhalsziegen sind quasi umgekehrt gefärbt, vorne schwarz und hinten weiß. Auch bei ihnen gibt es immer wieder Jungtiere, die mit ihren Spielen die Besucher entzücken.

Pfauenziegen im Haustierpark WerdumPfauenziege im Haustierpark Werdum

Walliser Schwarzhalsziege im Haustierpark WerdumWalliser Schwarzhalsziege im Haustierpark Werdum

Die Nacht verbringen die Tiere in einem Stall, der am Rand des Haustierparks liegt. Hier findet man auch eine ganze Reihe von Kaninchen, die die Kinder natürlich auch streicheln dürfen und man kann bei schlechtem Wetter die Tiere anschauen. Auf einer Informationstafel wird hier das Team vorgestellt, dass sich um den Tierpark und seine Bewohner kümmert. Neben den Leiter des Parks, Jakob Fresemann, und einem Mann, der sich um die Technik kümmert, gibt es zwei Tierpflegerinnen, die für das Wohl der Tiere da sind und einen Mann, der dafür sorgt, dass die Getränkeautomaten und die Tierfutterautomaten stets gefüllt sind und funktionieren. Auch ein Freundeskreis des Tierparks hilft bei den täglichen Arbeiten und bei Instandhaltungsarbeiten und kümmert sich auch um den kleinen Kräutergarten des Tierparks, in dem über 40 verschiedene Heilkräuter wachsen.  Bei dem Präsentationsstall schaut auch ab und zu der schwarze Tierparkkater Buddy vorbei, vielleicht um dafür zu sorgen, dass sich im Stroh des Stalls keine Mäuse breitmachen. Die Bewohner des Mäusehauses, das in diesem Frühjahr an einen neuen Platz umgesetzt wurde, sind allerdings vor ihm sicher.

Kater Buddy im Haustierpark Werdum

Neben dem Stall graste der Poitoueselin Celina, für die auf den Interseiten des Haustierparkes eine Gefährtin gesucht wird. Die anderen Esel des Haustierparkes, Bulgarenesel, brauchen sich über mangelnde Gesellschaft nicht beklagen. Bei unserem Besuch futterten Claudia und ihre Tochter Carmen, die am 11. August 2010 geboren wurde , Seite an Seite frisches Gras auf ihrer Weide. Carmen war schon fast so groß wie ihre Mutter. Claudia ist mittlerweile schon wieder Mutter geworden. Am 27. Juli 2011 kam Dolly zur Welt. Sie hat den Tierparkleiter und ihre Tierpflegerin Conny Sassen mit der Geburt ihrer jüngsten Tochter ziemlich überrascht, die noch gar nicht mit dem Nachwuchs gerechnet hatten. Als sie am Morgen in den Tierpark kamen, war das Eselfohlen schon da. Die Bulgarenesel gehören zu den Zwergesel und sind ursprünglich im Balkan und den zugehörigen Inseln zuhause.

Bulgarenesel Claudia und Carmen im Haustierpark Werdum

An einer der Weiden, auf denen Schafe zu sehen waren, blieben wir besonders lange stehen. Hier konnten wir nämlich gleich vier Mutterschafen mit jeweils zwei Jungtieren beobachten. Es war eine ungewöhnliche kleine Herde, gehörten doch die vier Mütter vier sehr unterschiedlichen Rassen an. Durch ihre ungewöhnlichen Hörner fiel die Mutter von Peter und Petra auf, die am 31. März 2011 geboren wurden. Die drei sind Jakobs- oder Vierhornschafe, die wie der Name schon sagt, wenn sie erwachsen sind, unabhängig vom Geschlecht gleich vier Hörner auf dem Kopf tragen – es können sogar ausnahmsweise bis zu sechs sein. Die Rasse ist aus einer Herde entstanden, die im 18. Jh. in England in einer Parkanlage eines Herrenhauses graste. Seit 1969 gibt es eine Zuchtgemeinschaft, die recht erfolgreich war. 1975 gab es bereits mehr als 3000 Tiere. Die Tiere sind meist schwarz, braun und weiß gescheckt. Dieser Färbung verdanken sie auch ihren Namen. Die Bibel berichtet von dem Hirten Jakob, der von seinem Herrn als Lohn für seine Arbeit alle die Lämmer erhielt, die braun-weiß gefleckt geboren wurden. Er war ein kluger Mann und hatte lange vor Mendel Ahnung von Vererbungsregeln. Er ließ sich die Muttertiere nur mit braun-weiß gefleckten Böcken paaren und brachte es so zu einer stattlichen Herde. Tatsächlich liegen die Ursprünge der Jakobsschafe im mittleren Osten, von wo sie über Spanien nach England kamen. Beim Untergang der spanischen Armada sollen die auf den Schiffen mitgeführten Schafe an die britische Küste gelangt sein. Die vielen Hörner haben sie erst in England bekommen, durch Einkreuzen von Wikingerschafen. Ob diese Geschichte stimmt, war Peter und Petra egal.  Sie genossen ihr Leben auf der grünen Weide.

Jakobschafe im Haustierpark Werdum

Und sie genossen das Spiel mit den anderen Lämmern auf der Weide, auch wenn die ganz anders aussahen. Bert und Bärbel, geboren am 18. März 2011, sind ungarische Zackelschafe. Der „Kopfschmuck“ ihrer Mutter ist kaum weniger auffallend als der der Jakobsschafe. Zackelschafe haben zwar nur zwei Hörner, dafür sind diese aber um die 50 cm lang und sehen ein bisschen aus wie Korkenzieher. Sie gehören zu einer sehr alten Rasse, die vermutlich bereits im 9. Jh. nach Ungarn gelangte. Dort weideten sie über 900 Jahre in der Puszta, bis sie im 19. Jh. von den Merinoschafen verdrängt wurden, deren Wolle feiner ist. Nur an Berghängen überlebten kleinere Herden. Die grobe Wolle der Schafvliese wurde zu Filz verarbeitet, aus dem dann die traditionellen Hirtenmäntel hergestellt wurden. Seit 1930 bemüht man sich in Ungarn wieder um den Erhalt der Rasse.

Zackelschaf im Haustierpark WerdumZackelschaf Bert im Haustierpark Werdum

Zackelschaf Bärbel im Haustierpark WerdumJakobschaf und Zackelschaf im Haustierpark Werdum

Die kleinsten Schafe der bunten Herde, hatten es sich zunächst hinter einer kleinen Schutzhütte mitten auf der Weide gemütlich gemacht. Deshalb hätte ich Claire mit ihren beiden am Anfang April geborenen Lämmern, Conrad und Cleo, beinahe übersehen. Sie sind Soayschafe, die ursprünglichsten Vertreter aller Schafsrassen. Es ist die vermutlich älteste noch lebende Schafsrasse der Welt, ein Überbleibsel aus der Bronzezeit. Die Rasse wäre genau wie die anderen alten Schafsrassen durch hochgezüchteten Rassen verdrängt worden, die schon die Römer auf die britische Insel brachten, wenn sie nicht auf den entlegenen Inseln Soay und Hirta in halb verwilderten Herden gelebt hätten. Sie kamen nie in Kontakt zu anderen Schafsrassen und nie versuchten Züchter die Schafsrasse ihren Bedürfnissen anzupassen. So behielten sie die ursprünglichen Merkmale der Wildschafe, wie die Farbe des Fells, die Wetterhärte und ihre Unabhängigkeit vom Menschen. Sie werden nicht geschoren. Ihre grobe Wolle wird „gepflückt“, wenn die Schafe von April bis Juni von ganz alleine ihr Fell wechseln. Conrad und Cleo waren sehr viel kleiner als die anderen Lämmer und hielten gut bewacht von ihrer Mutter immer einen gewissen Sicherheitsabstand zu ihnen ein.

Soayschaf Claire mit ihren Lämmern Conrad und Cleo im Haustierpark Werdum

Die vierte kleine Familie, die die Schafsherde vervollständigte, hatte weder ein Wollvlies noch Hörner. Emma ist ein Kamerunschaf und hat am 12. April 2011 auch ein Pärchen zur Welt gebracht. Emil und Elke heißt der Nachwuchs. Die beiden jüngsten Lämmer der kleinen Schafsherde staksten noch etwas unsicher durch das Gras, als wir in unserem Urlaub das erste Mal im Haustierpark waren. Ein paar Tage später bei unserem zweiten Besuch waren sie schon munterer unterwegs. Kamerunschafe sind Haarschafe, die zweimal im Jahr einen Fellwechsel durchführen. Sie werden bevorzugt in den wärmsten Regionen der Erde gezüchtet, wo kein Bedarf an Wollkleidung besteht. Genutzt werden Milch, Fleisch und Fell. Sie zeichnen sich durch ein besonders friedliches Sozialverhalten aus, bei ihnen gibt es keine „Streithammel“. Bei uns werden sie gerne als lebendige Rasenmäher von Privatleuten gehalten, da sie nicht geschoren werden müssen und die Tiere kälteunempfindlich sind. Sie werden allerdings nur selten handzahm, sondern sind stets zurückhaltend und fluchtbereit. Emma schien allerdings eine der Ausnahmen zu sein, die die Regel bestätigen. Sie hielt sich mit ihrem Nachwuchs meist ganz nah am Zaun auf und hoffte auf ein paar Leckerbissen, den die Besucher aus den Futterautomaten geholt hatten.

Kamerunschafe Elke und Emil im Haustierpark Werdum

Neben diesen vier Schafsrassen kann man in Werdum außerdem noch Weißgehörnte Heidschnucken, Ostfriesische Milchschafe, Ouessantschaf und Skudden anschauen. Auch bei den Skudden hatte es Anfang 2011 gleich zweimal Nachwuchs gegeben. Am 28. Januar 2011 wurde der kleine Karl geboren. Der war seitdem schon ziemlich gewachsen und rannte sehr selbstbewusst auf seiner Wiese umher. So selbstbewusst, dass er von seinem Vater zurechtgewiesen werden musste. Nur zwei Tage vor unserem Besuch, am 21. April 2011 wurde der zweite kleine Skuddenbock Steffen geboren. Ein schwarzes Schaf unter den weißen Skudden des Haustierparkes. So war es kein Wunder, dass der kleine Bock auch ein paar Tage später noch nicht ganz sicher mit seinen Beinen umgehen konnte. Manche Bocksprünge sahen noch etwas ungeübt aus. Karl und Steffen gehören zu einer Schafsrasse, die in Nordeuropa seit vielen Jahrhunderten gehalten wurden. Skudden sind kurzschwänzige Heideschafe, die vor allem von armen Leuten gehalten wurden. Obwohl sie sehr fruchtbar sind, zweimal im Jahr ablammen können und ihr Fleisch heute als Delikatesse gilt, litt ihr Ruf unter den kargen Haltungsbedingungen, unter denen sie einst gehalten wurden. So gab es immer weniger Skudden. 1873 gab es noch etwa 77.000 Skudden, bis 1936 war ihr Bestand um 55 % gesunken und nur wenige Tiere überlebten in einigen Zoos den II. Weltkrieg. In ihrer ursprünglichen Heimat im Baltikum gibt es keine Skudden mehr. Heute gibt es dank der Bemühungen der Tiergärten und einiger passionierter Schafzüchter in Deutschland wieder eine stabile Zuchtbasis. Dazu haben insbesondere die Zuchtbestände des Tierparks Hellabrunn in München und des Leipziger Zoos beigetragen. Der Leipziger Zoo hat seine Herde im Wesentlichen durch ein überlebendes Muttertier und deren Sohn aufgebaut.

Im Haustierpark WerdumSkudde Karl im Haustierpark Werdum

Skudde Steffen im Haustierpark WerdumIm Haustierpark Werdum

Wir schauten Karl und Steffen einige Zeit zu und blieben dann auf dem Weg zurück zum Auto bei den Wollschweinen stehen. In Werdum werden Bentheimer Schweine, Göttinger Minischweine, Chinesische Maskenschweine und Mangalitza Wollschweine gehalten. Die sind aber meist nicht alle für die Besucher zu sehen, weil sie sich oft in ihre Ställe zurückziehen, um zu schlafen, oder auf „Liebesurlaub“ in einem fremden Stall sind. In diesem Jahr ließen sich nur Locky, ein junges Wollschwein, und Waltraut, ein Göttinger Minischwein, sehen. Bei anderen Besuchen haben wir aber schon einmal zuschauen können, wie eine buntgemischte Rotte von Schweinen durch ihr Gehege „tobte“.

Schweine im Haustierpark Werdum

Überall in dem kleinen Tierpark begegnet man den Rostgänsen. Sie scheinen sich in allen Gehegen wohl zu fühlen und posieren gerne auch einmal für die Kamera auf den Gattern. Rostgänse sind eigentlich in den innerasiatischen Steppen und Halbwüsten beheimatet, aber es gibt auch in Europa wildlebende Populationen, die alle aus Gefangenschaftsflüchtlingen entstanden sind. Ob sich wohl die Rostgänse aus Werdum sich auch einmal auf und davon machen, um in Freiheit zu leben? Eigentlich haben sie keinen Grund dazu, denn im Haustierpark können sie sich bewegen wie sie wollen und bekommen ihr Futter frei Haus geliefert. Rostgänse sind übrigens recht eifersüchtige Liebhaber. Der Ganter vertreibt fremde Rostgänse und seine Partnerin macht es genauso mit allen anderen Wasservögeln, die sich ihrem Ganter nähern.

Rostgans im Haustierpark Werdum

Auf dem Weg zurück bleiben wir immer noch einige Zeit am Ententeich des Haustierparks stehen. Hier leben Indische Laufenten, weiße Emder Gänse, Höckergänse und Mandarin Enten. Und natürlich findet man hier auch einige freiwillige wilde Bewohner wie Graugänse, Lach- und Silbermöwen und Stockenten. Man könnte nun denken, dass es an so einem Teich nichts Besonderes zu sehen gibt, schließlich findet sich so ein Ententeich in jedem Tierpark. Trotzdem lohnt es sich genauer hinzusehen. Gerade hier haben wir schon manche „Dramen“ beobachten können: eine Stockente zum Beispiel, die ihre zahlreiche Kinderschar gegen eine agressive Graugans verteidigen musste oder den „Ringkampf“ zweier Höckergänse mit einer Emder Gans. Das war spannender als mancher Krimi im Fernsehen und natürlich hatten alle Dramen ein Happy End.

Haustierpark Werdum Ostern 2009Gänse im Haustierpark Werdum

Gänse im Haustierpark WerdumHaustierpark Werdum Ostern 2009

Wer die ganze Geschichte anschauen will, hier gibt es die Bilder von der beherzten Entenmutter und dem Gänsekampf.

Und wer noch mehr Bilder anschauen will:

Haustierpark Werdum 2011

Schafe im Haustierpark Werdum

Ziegen im Haustierpark Werdum

Haustierpark Werdum 2010

Haustierpark Werdum 2009

Die Informationen habe ich hier gefunden:

http://www.werdum.de/index.php?id=464
http://www.haustierpark-werdum.de/index-Dateien/Page363.htm

Hühner:

http://de.wikipedia.org/wiki/Brahma_(Huhn)
http://tierdoku.com/index.php?title=Brahma_(Huhn)
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Lachshuhn
http://www.vieh-ev.de/Rassen/Gefluegel/lachshuhn.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Ostfriesische_M%C3%B6ve
http://www.vieh-ev.de/Rassen/Gefluegel/moewen.html

Puten:

http://www.vieh-ev.de/Rassen/Gefluegel/bronzepute.html
http://www.nabu.de/tiereundpflanzen/naturdesjahres/natur2008/07625.html
http://www.g-e-h.de/gef-rassen/gefrasse08-1.htm

Moschusenten:

http://de.wikipedia.org/wiki/Moschusente
http://tierdoku.com/index.php?title=Moschusente

Juan-Fernandez-Ziegen

http://de.wikipedia.org/wiki/Juan-Fern%C3%A1ndez-Ziege
http://www.vieh-ev.de/Rassen/Ziegen/fernandez.html

Pfauenziegen:

http://www.nbwikis.at/archepedia/index.php?title=Pfauenziege
http://www.vieh-ev.de/Rassen/Ziegen/pfauen.html

Schwarzhalsziege:

http://de.wikipedia.org/wiki/Walliser_Schwarzhalsziege

Bulgarenesel:

http://www.haustierpark-werdum.de/index-Dateien/Page2533.htm

Jakobsschaf:

http://de.wikipedia.org/wiki/Jakobschaf

Zackelschaf:

http://de.wikipedia.org/wiki/Zackelschaf
http://www.nbwikis.at/archepedia/index.php?title=Zackelschaf

Soayschaf:

http://www.soay-schaf.de/seiten/soayschaf/ursprung/ursprung.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Soayschaf

Kamerunschaf:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kamerunschaf
http://www.kamerunschaf.de/

Skudden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Skudde
http://www.g-e-h.de/geh-scha/skudde.htm

Mangalitza Wollschweine:

http://de.wikipedia.org/wiki/Mangalica-Schwein

Eine Antwort zu “Haustierpark Werdum – alte Haustierrassen in Ostfriesland

  1. Ein toller Bericht Ulli,.Ich bin ja auf dem Land in einem Dorf in Holstein aufgewachsen,Haustiere,die dann später verzehrt wurden gehörten auch dazu.Ich selbst könnte das nicht,Haustiere schlachten,hätte ich die Möglichkeit ,Hühner zu halten,dann nur zum Eierlegen 🙂

    LG Marga